Die enorme Macht des Glaubens



Wieso entfalten manche Leute ihr kreatives Potenzial nicht, während andere, keineswegs begabtere Menschen, dies ohne weiteres schaffen?

Um auf diese Frage eine wissenschaftlich untermauerte Antwort geben zu können, müssen wir uns anssehen, wie die Menschen über ihre eigene Intelligen und ihre Talente denken.

Personen, die der Meinung sind, dass sie mit bestimmten geistigen Möglichkeiten auf die Welt gekommen seien und diese Möglichkeiten nicht erweiterbar sind, haben eine "fixierte" Einstellung.

Wer andererseits glaubt, dass er/sie seine Fähigkeiten sehr wohl ausbauen könne, hat eine "wachstumsorientierte" Einstellung.

Es liegt auf der Hand, dass wachstumsorientierte Menschen im Laufe der Zeit mehr aus den ihnen mitgegebenen Fähigkeiten machen.

Es hat sich gezeigt, dass Leute, die an unverrücktbare und nicht erweiterbare Talente glauben, ihr Potenzial in der Regel nicht entfalten. Diesen Leuten ist es wichtiger, nach außen hin "gut dazuzustehen" und möglichst wenig anzuecken sowie nach Möglichkeit "keine Fehler" zu machen.

Wer jedoch glaubt, dass sich Talente entwickeln lassen, lebt ständig an der Außenkante seiner Komfortzone, lernt aus den Fehlern und wächst.



Was können wir mit diesen Erkenntnissen im beruflichen Bereich anfangen?

Allzu viele Personalchefs sind der Meinung, dass es für das Unternehmen das Beste sein, Bewerber mit ausgezeichneten Noten oder Diplomen einzustellen.

Nachdem diese neueingestellten Leute als "Genies" klassifiziert worden sind, werden sie nicht selten unsicher, da sie in Ungnade fallen könnten, sobald sie den Erwartungen nicht mehr entsprechen; sie trauen sich nicht, neue Wege zu gehen oder kreative Ansätze zu wagen.

Damit soll nicht gesagt werden, dass Talente ignoriert werden sollten! Talente sollten jedoch in Kombination mit einer wachstumsorientierten Geisteshaltung gesehen werden. Die Personalleiter sollten auf Kandidaten achten, die lern- und risikobereit sind.

Wachstumsorientiere Menschen sind ausdauernder und flexibler. Das Leben ist immer ein Auf und Ab. In den "Ab"-Phasen merken wir, wer wir wirklich sind und was in uns steckt.

Eine "fixierte" Geisteshaltung braucht keineswegs ein Leben lang fixiert zu bleiben. Sie lässt sich ändern.

Diese Einsicht lässt sich auch im Bildungsbereich nutzen:

Es wurde folgendes Experiment angestellt (von Dr. David Walsh):

Zwei Gruppen von Schulkindern bekamen ein Puzzle, das sie zusammenfügen sollten.

Beide Gruppen wurden gelobt:

Eine Gruppe wegen ihrer Intelligenz,

die andere wegen ihrer Mühe.

Man ließ sie noch einige Puzzles mehr machen, wobei die Versuchsleiter die ermunternden Worte immer leicht veränderten und dabei auch unterschiedliche Reaktionen bei den Kindern feststellten.

Die Kinder, die deshalb gelobt wurden, weil sie die Puzzles gut lösten, sollten dann zwischen einem leichten und einem schwierigeren Puzzle wählen. Sie entschieden sich überwiegend für das leichte.

Die Kinder jedoch, die man wegen ihrer Mühe lobt, entschieden sich überwiegend für das schwierigere Puzzle.

Es gab Ausnahmen, aber wenn die Kinder für ihre Anstrengung gelobt wurden, wollen sie meist etwas noch Anstrengenderes schaffen.

Fazit

Wenn wir Kindern allzu häufig sagen, wie intelligent sie doch seien, könnte dies dazu führen, dass sie einen Missgriff oder Fehler unbewusst als Scheitern interpretieren.

Lösungen

Es gibt vier Lösungen:

1. Loben Sie eher die Bemühung, als die Fähigkeit!

2. Seien Sie spezifisch. Lassen Sie den anderen genau wissen, was er/sie richtig gemacht hat!

3. Seien Sie aufrichtig!

4. Loben Sie unregelmäßig und fallweise!

Diese Empfehlungen gelten vor allem (aber nicht nur) für Eltern und Erziehungsberechtigte.

Und wenn Sie sich selbst dabei ertappen, dass Ihre innere Stimme Ihnen einflüstert:

"Das kann ich nicht",

dann fügen Sie ein Wörtchen hinzu:

noch

"Das kann ich noch nicht"

Ihr Gehirn ist plastisch