Die Wissenschaft
des gesunden Lebenswandels


von Wallace D. Wattles

Kapitel 14



Atmen

Beim Atmen handelt es sich um eine lebenswichtige Funktion, die sich unmittelbar auf das Weiterleben auswirkt. Wir können viele Stunden ohne Schlaf auskommen, ohne Essen und Trinken sogar viele Tage, aber nur wenige Minuten, ohne zu atmen.

Das Atmen ist ein unbewusster Vorgang, die Art und Weise der Durchführung und die Versorgung mit der richtigen Luft fallen jeden in den bewussten Bereich. Der Mensch wird zwar weiterhin unbewusst atmen, er kann aber bewusst bestimmen, was er atmet und wie tief und gründlich er atmet. Darüber hinaus kann er den physischen Vorgang für die vollkommene Durchführung des Vorgangs bewusst steuern.

Falls Sie auf gesunde Art und Weise atmen wollen, ist es wichtig, dass sich der entsprechende körperliche Apparat in einem guten Zustand befindet. Sie müssen Ihre Wirbelsäule ziemlich gerade halten, die Muskeln Ihres Brustkorbes sollten flexibel und geschmeidig sein. Solange Ihre Schultern nach unten hängen oder Ihr Brustkorb flach und steif ist, können Sie nicht richtig atmen. Bei der Arbeit in einer leicht gebückten Haltung zu stehen oder zu sitzen, fördert eine flache Brust. Dasselbe gilt für das Heben von Gewichten, egal ob leicht oder schwer.

Bei allen Arbeiten neigt man dazu, die Schultern nach vorne zu schieben, die Wirbelsäule zu krümmen und die Brust einzuziehen; wenn die Brust jedoch flach ist, wird einen Tiefenatmung unmöglich, was einer vollkommenen Gesundheit abträglich ist.

Um der Bückhaltung bei der Arbeit entgegenzuwirken, wurden diverse gymnastische Übungen entwickelt, zum Beispiel das Aufhängen an den Hängen an einer Schaukel oder an einem Holm oder auf einem Stuhl zu sitzen, wobei die Füße unter eines schweres Möbelstück geschoben werden oder auch, sich soweit zurückzubeugen, bis der Kopf den Fußboden berührt. All diese Übungen haben ihre Vorzüge, sie werden jedoch nur von den wenigsten lange genug durchgeführt, um wirklich etwas Positives zu bewirken. "Krankengymnastische Übungen" werden als etwas Lästiges empfunden.

Es gibt eine natürlichere, einfachere und bessere Art.

Hierbei geht es um eine aufrechte Haltung und um Tiefenatmung. Stellen Sie sich geistig vor, dass Sie ein völlig aufrechter Mensch seien und wenn Sie daran denken, recken Sie Ihre Brust vor, ziehen die Schultern zurück und richten Sie auf.

Dabei atmen Sie langsam ein, bis Ihre Lungen bis zur maximalen Kapazität gefüllt sind. Ziehen Sie soviel Luft ein, wie Sie können und lassen Sie sie einen Augenblick lang in Ihren Lungen, ziehen Ihre Schultern noch weiter zurück und strecken die Brust raus. Gleichzeitig achten Sie darauf, Ihre Wirbelsäule zwischen den Schultern nach vorne zu strecken. Dann lassen Sie die Luft ausströmmen.

Mit dieser Übung halten Sie die Brust geschmeidig und in gutem Zustand. Richten Sie sich auf, füllen Sie Ihre Lungen vollständig, strecken Sie die Brust nach vorne und richten Sie die Wirbelsäule gerade, dann atmen Sie langsam aus.

Diese Übung müssen Sie ganzjährig wiederholen, immer wieder, egal, wo Sie sich befinden, bis Sie Ihnen zur festen Gewohnheit geworden ist.

Wenn Sie in die frische Luft hinaus gehen, atmen Sie! Wenn Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz befinden und an Ihre Körperhaltung denken, atmen Sie! Wenn Sie sich in Gesellschaft befinden, und an diesen Umstand denken, atmen Sie Woimmer Sie sich auch befinden oder wasimmer Sie auch tun, sobald Ihnen dieser Punkt einfällt, atmen Sie, auch wenn es mitten in der Nacht sein sollte. Falls Sie zu Fuß zu Ihrer Arbeit gehen, können Sie diese Übung auf dem gesamten Weg durchführen. Sie wird Ihnen bald Spaß machen und Sie werden Sie nicht nur aus gesundheitlichen Gründen beibehalten wollen, sondern auch, weil sie Ihnen Spaß macht.

Betrachten Sie dies nicht als "Gesundheitsübung". Machen Sie nie Gesundheitsübungen oder Gymnastik, um gesund zu werden. Damit würden Sie anerkennen, dass Sie jetzt krank sind oder diese Möglichkeit zulassen. Dies dürfen Sie nicht tun. Leute, die ständig krankengymnastische Übungen machen, denken ständig an Krankheit. Es sollte eine Sache der Selbstachtung für Sie ein, aufrecht zu marschieren, genauso wie Sie darauf achten, dass Sie sich waschen.

Halten Sie Ihre Wirbelsäule aus denselben Gründen gerade und die Brust geschmeidig, aus denen Sie auch auf saubere Hände und geschnittene Fingernägel achten, schlichtweg weil alles andere nachlässig und schlampig wäre. Denken Sie dabei nicht an Krankheit, weder an eine gegenwärtige noch an eine eventuelle. Entweder haben Sie eine gebeugte Körperhaltung oder eine gerade; wenn Ihre Körperhaltung gerade ist, atmen Sie von Haus aus richtig. Auf den Punkt "krankengymnastische Übungen" gehen wir in einem späteren Kapitel nochmals ein.

Wichtig ist, dass Sie Luft einatmen. Es scheint im Sinne der Natur zu liegen, dass wir sauerstoffreiche Luft atmen sollen, die nicht durch andere Gase oder Schadstoffe verunreinigt ist.

Verfallen Sie nicht in den Irrglauben, dass Sie irgendwo zu arbeiten verpflichtet seinen, wo keine gesunde Luft herrscht. Falls Ihr Haus nicht ordnungsgemäß gelüftet werden kann, ziehen Sie um. Und falls Sie in einem Umfeld arbeiten, in dem die Luft schlecht ist, können Sie eine andere Arbeitsstelle finden. Dabei helfen Ihnen auch die in der Wissenschaft des Reichwerdens beschriebenen Schritte.

Falls sich niemand zu einer Arbeit in einem Umfeld mit schlechter Luft hergäbe, würden die Arbeitgeber bald dafür Sorge tragen, dass alle Räume richtig durchlüftet sind. Die schlechteste Luft ist mit giftigen chemischen Gasen angefüllt, wie sie in Nikotin und anderem Rauch, in Abgasen aus Lacken, Pastik, Benzin und anderen Erdölerzeugnissen, Lösungsmitteln, Klebstoffen und sogar Reinigungsmitteln enthalten ist.
Als nächstes folgt Luft, die stark mit Schimmel, Asbest oder Fabrikstaubpartikeln angefüllt ist. Und danach folgt Luft, in der der Sauerstoff durch das Atmen erschöpft ist. Hierzu zählt die in Flugzeugen, Kirchen und Theatern vorhandene Luft; hier kommen viele Menschen zusammen und die Frischluftversorgung ist gering.

Dann folgt die Luft, welche andere natürliche Gase außer Sauerstoff und Wasserstoff enthält, zum Beispiel Kanalisationsgas und die Luft im Umfeld vermodernder Dinge. Luft, welche Haushaltsgase oder Pollen enthält, ist demgegenüber besser verträglich. Kleine Teilchen organischer Materie werden von den Lungen leichter ausgeschieden als Gase, welche in das Blut gelangen - es sei denn, es handelt sich um Nahrungsmittel.

Diesen letzten Umstand erwähne ich absichtlich. Die Luft ist größtenteils Nahrung. Sie ist das Lebendigste, was wir in unsern Körper lassen. Jeder Atemzug enthält Leben. Die Gerüche von Erde, Gras, Bäumen, Blumen, Pflanzen und von gekochtem Essen sind in sich bereits Nahrung. Sie sind kleinste Teilchen der Substanzen, von denen sie stammen, und häufig so gering, dass sie von den Lungen direkt ins Blut gelangen und unverdaut übernommen werden. Und die Atmosphäre ist mit der Einzigen Allsubstanz, dem eigentlichen Leben, angefüllt.

Denken Sie beim Atmen bewusst an diese Dinge und denken Sie daran, dass Sie Leben einatmen. Die bewusste Anerkenntis dieses Umstands hilft bei diesem Prozess.
Achten Sie darauf, dass Sie keine giftigen Gase einatmen und atmen Sie die Luft, die Sie oder andere bereits benutzt haben, nicht wieder ein.

Mehr ist zum richtigen Atmen nicht zu sagen. Halten Sie Ihre Wirbelsäule gerade, Ihre Brust geschmeidig und atmen Sie saubere Luft ein. Erkennen Sie dankbar an, dass Sie Ewiges Leben einatmen. Das ist keineswegs schwer; darüber hinaus brauchen Sie sich um das Atmen nicht zu kümmern. Danken Sie Gott, dass Sie das richtige Atmen gelernt haben.



Reine Luft atmen

Die meisten aufgeklärten Menschen wissen heute über das Risiko von Zigarettenqualm Bescheid, sei es als aktive oder passive Raucher.
Die Risiken verunreinigter Luft sind ebenfalls allgemein bekannt.

Dennoch scheinen die meisten Menschen keinere Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um sich vor schlechter Luft zu schützen. Hierzu gehört zum Beispiel das Tragen einer Schutzmaske beim Streichen oder Lackieren oder beim Versprühen von Insektenmitteln im Garten. Wir leben heute in einem Umfeld, in dem tausende hochgiftiger Chemikalien umherrschwiren, die meistenteils nie auf ihre Gesundheitsschädiglichkeit untersucht wurden. Moderne Gebäude mit Klima- und Absauganlagen könnten ebenfalls ein Gesundheitsrisiko bergen.

Die deutsche Wohnraumverordnung enthält zwar einige Bestimmungen hinsichtlich der Anordnung solcher Anlagen, was aber, wenn eine solche Anlage beschädigt ist?

Nun warnt Wallace Wattles genau davor, sich auf solche Eventualitäten zu konzentrieren. Wie können wir intelligent vorgehen, ohne uns unnötig selbst ins Bockshorn zu jagen?

Am einfachsten dürfte es sein, sich auf das Einatmen reiner und frischer Luft zu konzentrieren. Gestalten Sie Ihr Lebens- und Arbeitsumfeld so, dass Sie jederzeit genügend Frischluftzufuhr haben. Falls sich der Umgang mit Chemikalien oder Schwebepartikeln nicht vermeiden lässt, sollten Sie eine Schutzmaske tragen!

Falls Sie sich im Einzelfall nicht physisch schützen können, können Sie zumindest für einen mentalen Schutz sorgen. Verschwenden Sie in solchen Situationen keinen Gedanken an Giftstoffe. Denken Sie stattdessen: Ah ha! Ein paar Meter weiter gibt's Frischluft! Und dann gehen Sie dorthin!

Man kann den aktuellen Standplatz natürlich nicht immer ohne weiteres verlassen. Wenn Sie hinter einem Bus herfahren, aus dem eine dicke schwarze Abgaswolke strömmt, bleibt Ihnen vielleicht nichts anderes übrig, als dies eine Zeitlang hinzunehmen. Konzentrieren Sie sich in solchen Augenblicken auf all die sauberen Moleküle, die sich zwischen den verschmutzen befinden. Falls die Luft lebenserhaltend wirkt, bedeutet dies ja auch, dass es genügend gute Luft um uns herum gibt. Denken Sie dann an die gute Luft, die Sie umgibt.




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