Sexuelle Liebe in der
Superehe



Kapitel 6




Die Geschlechtsvereinigung
(Vergattung)

1. Physiologisches und Technisches

Mit der Geschlechtsvereinigung erreichen Vorspiel und Liebesspiel ihren Zweck und der Geschlechtsverkehr sein Höhenstadium.

In ihrer idealen Form - und glücklicherweise ist dieses Ideal diesmal durchaus erreichbar - nehmen Mann und Frau einen völlig gleichwertigen Anteil an dieser innigsten aller Vereinigungen.

Wenn auch der Mann der Spendende, die Frau die Empfangende, und meistens die eigentlich Aktive ist, so ist sie gewiss nicht die passive Partei, wofür man sie leider manchmal immer noch hält. Jedenfalls sollte sie es nicht sein!

Denn die Geschlechtsvereinigung verläuft nur dann physiologisch, den Naturgesetzen entsprechend, nur dann sinngemäß und nur dann zweckmäßig, wenn sich daran beide Partner voll beteiligen, wenn sie empfinden, dass sie - Mann und Frau - gleichmäßig des vollen, uneingeschränkten Geschlechtsgenusses und der unbeidingten Befriedigung teilhaftig werden. Wenn irgendwo und irgendwie im Leben eine Forderung gleicher Rechte für beide Geschlechter unabweisbar ist, so ist es - im Interesse beider Beteiligten - diejenige der Gleichwertigkeit bei der Geschlechtsvereingigung.

So soll in der Superehe nicht der Mann die Frau begatten, sondern die Eheleute sollen sich vergatten.


Die Vergattung - die Paarung, der Coitus - die dritte Phase des Geschlechtsverkehrs, fängt mit der Einführung des erigierten Penis in die weibliche Scheide an. Der Vorgang erreicht seinen Gipfel mit der Ejakulation des Sperma in die Tiefe der Vagina und mit der ungefähr gleichzeitigen beiderseitigen Lustlösung. Er endet, wenn das Glied die Scheide verlässt. Die Summation der Reize, die der männlich wie auch der weibliche Organismus braucht, um zum Höhepunkt des Aktes zu gelangen, wird durch eie Reihe reibender Bewegungen erzielt.

 Indem sich der Phallos (das Glied) an der, besonders an ihrer vorderen Wand infolge der beschriebenen Leisten und Falsten mehr oder weniger rauen Vagina scheuert, werden seine Nervenendungen, vornehmlich die der Glans, derart gereizt, dass schließlich durch Reflexwirkung auf sympathico-spinalem Wege die Entladung in Form der Ejakulation eintritt. Gleichzeitig werden die sich aufschichtenden und dadurch immer stärker werdende Reize der Großhirnrinde übermittelt und als spannungsvolle Lustgefühle von der Psyche gewertet. Diese Gefühle wachsen also stufenförmig mit immer höher werdenden Stufen an, bis sie in dem Augenblick, da die Ejakulation anfängt, ihre letzte Steigerung erhalten. Dieser schließt sich dann die ebenfalls als Lustgefühl gewertete Empfindung der befriedigenden Entspannung sehr bald darauf an.

Mit dem Ende der Ejakulation ist auch der Orgasmus, die Lustlösung, die psychische Entladung, beendet, und die betreffenden Gefüle klingen erst sehr rasch, dann etwas langsamer ab, um in die Empfindung des Befriedigtseins, der Zweckerfüllung, des wohligen Entspanntseins, der seligen Wunschlosigkeit, überzugehen.


Die auf die Nervenendungen des Phallos ausgeübten Reize können verschiedene Intensität und verschiedene Nuancen aufweisen. Und damit wechseln auch die Lustgefühle in bedeutendem Maße, sowohl nach Stärke wie nach Art. Ob die Reize mehr das Frenulum praeputii treffen oder den hinteren Rand der Glans, ob die Vagina weiter oder enger ist, ob sie faltenreicher oder glatter ist, ob der Introitus vaginae das Corpus penis umspannt oder ihm fast gar nicht anliegt, ob die Spitze des Phallos die Portio vaginalis streift oder diese gar nicht erreichen kann, das alles sind für die Reizung wichtige Unterschiede.

So ist es selbstverständlich, dass eine gewisse Kongruenz der Geschlechtsorgane der Beteiligten für eine ideale Vergattung Vorbedingung ist. Ein anormal kleiner Phallos oder ein ungenügend erigierter Penis kannn durch normale weibliche Geschlechtsorgane ebensowenig in vollkommener Weise gereizt werden (und seinerseits ebensowenig genügende Reize erteilen), wie ein normaler Penis durch eine zu schlaffe oder zu weite Vagina und Vulva.  Bei einem starken Geschlechtsbefriedigungstrieb genügend sicherlich auch geringere Reize, um die Ejakulation und damit eine relative Lustlösung, zumindest eine gewisse Entspannung, hervorzurufen. Aber die volle Empfindung, der höchste Genuss, das wohlige Gefühl der gänzlichen Befriedigung bleibt aus, und damit auch der günstige Einfluss, den ein in vollkommener Weise verlaufender Geschlechtsakt auf die Psyche ausübt.

Deshalb ist die Frage, ob sich die Frau beim Coitus aktiv oder passiv verhält, ob sie unbeteiligt bleibt oder mitfühlt, auch für den Mann durchaus wichtig.

Und die vielen Männer, die beim Geschlechtsakt nicht auf das Gefühl ihrer Frauen achten, sind nicht nur roh, rücksichtslos und gefühllos, sondern ganz bestimmt auch dumm, denn die Reize, welche die weiblichen Geschlechtsorgane auf den Phallos ausüben, werden durch die Erregung der Fraru sehr erheblich verstärkt. Abgesehen von der schlüpfrig machenden und dadurch (auch beim Mann) Schmerz verhindernden Schleimproduktion der Vorhofdrüsen, erwirkt die sexuelle Erregung der Frau durch die Füllung der Schwellkörper, durch die Anschwellung der Scheidenschleimhaut und die Zusammenziehung der Vaginalwände, schließlich auch durch das Tiefertreten des Uterus, eine gewisse elastische Verengung des Scheideneingangs und des ganzen Scheidenrohrs, wodurch ein inniges Anliegen der weiblichen Teile am Phallos, eine samtartige Umpolsterung des männlichen Organs gewährleistet und die günstigen Vorbedingungen für die Steigerung der auf ihn ausgeübten Reize geschaffen werden. Schon dieses Anliegen, diese zarte, warme Umfassung bedeutet einen Reiz. Einen weiteren, sehr feinen, eigentümlichen Reiz können die bei etlichen Frauen während starker Erregung von Zeit zu Zeit wellenförmig fortschreitenden Kontraktionen der glatten Vaginalmuskulatur abgeben. .

Ein sehr bedeutender wird schließlich durch die unwillkürliche, während der Luststeigerung und beim Orgasmus erfolgende Zusammenziehung der Beckenbodenmuskeln und durch die Verstärkung der eigenen wie auch der männlichen Lustgefühle willkürlich ausgeführten Kontraktion dieser Muskeln ausgeübt, wobei besonders Levator vaginae und Constrictor cunni beteiligt sind.

Die stärksten Reize gehen von den reibenden Bewegungen, welche der Phallos und die weiblichen Genitalien aufeinander ausüben, aus.  Dass indessen auch diese Reize bedeutend erhöht werden, wenn die weiblichen Organe infolge sexueller Erregung dem männlichen Organ enger anliegen, bedarf keiner Beweisführung. Was die sehr wichtige Technik dieser Bewegungen betrifft, so werden wir später noch sehen, dass sie in verschiedener Weise ausgeführt werden können.

Meistens ist der Mann derjenige, welcher sie ausführt, während sich die Frau auch bei völlig aktiver Anteilnahme an der Vergattung in dieser Hinsicht mehr oder weniger passiv verhält. Es gibt aber Variationen des Coitus, bei denen die Rollen getauscht werden.

Bei einem aneinander gewöhnten Paar wird sich die Frau oft in erfolgreicher Weise an diesen Bewegungen beteiligen, indem sie ihrem Partner im richtigen Augenblick das Becken entgegendrängt und es nach hinten bewegt, wenn er zurückzieht. Die gegenseitige Verschiebung der Organe wird hierdurch ausgiebiger und die Reibung größer. Immerhin besteht dabei die Gefahr, dass die Bewegung allzu ausgiebig wird, wodurch der Penis die Vagina verlässt, den Weg nicht gleich zurückfindet, und der Akt somit in sehr unliebsamer Weise unterbrochen wird. Auch kann eine Ungleichmäßigkeit der gegenseitigen Bewegungen eintreten, sodass statt der beabsichtigten Verstärkung eine Verminderung der Reizung stattfindet. Diese Gefahren zu erkennen, heißt, ihnen durch entsprechendes Benehmen vorzubeugen.


Bisher haben wir die Wichtigkeit der sexuellen Erregung der Frau für den Verlauf des Aktes beim Mann behandelt und gesehen, dass - wenn bei ihm auch ein physiologischer Ablauf der Reflexe möglich ist, ohne dass sie sich aktiv beteiligt - die auf den Mann ausgeübten Reize und die Empfindungen und Gefühle, die bei ihm ausgelöst werden, bei der idealen Vergattung weitaus anders und besser sind, als die kümmerlichen, die ihm eine bloße Begattung gewährt. Wir dürfen deshalb etwas Auschlaggebendes nicht vergessen:
die Liebe!

Die Rede ist von der seelischen Liebe. Einer Neigung, zu poetisieren nachgeben zu wollen, liegt mir fern, und weniger noch liegt es mir, den Moralisten herauskehren zu wollen. Ich spreche hier ausschließlich als Sexualphysiologe. Und für den gibt es keinen Zweifel: So wenig wie es für normale Menschen verschiedenen Geschlechts eine befriedigende seelische Liebe geben kann, wenn das Komplement der körperlichen Vereinigung fehlt, gibt es auch keine ideale Vergattung, ohne dass sich die Seelen in Liebe gehören!

Denn der Geschlechtsgenuss - der Geschlechtsakt sogar - ist in hohem Maße den seelischen Faktoren unterstellt. Die psychische Bereitschaft ist die unerlässliche Vorbedingungen der Geschlechtsvereinigung. Ohne diese kommt der Mann nicht einmal zur Erektion. Die Frau kann gegen seinen Wunsch die Begattung ertragen, es ist ihr unter solchen Umständen aber nicht möglich, sich an ihr zu beteiligen.

Eine in vollkommener Weise ausgeführte Vergattung erfordert von beiden Beteiligten eine derartige psychoerotische Bereitschaft, wie sie nur in der Liebe gefunden wird.

Nur unter diesem Vorzeichen kann die Geschlechtslust die denkbar höchste, die Lustlösung ekstatisch, die Befriedigung vollkommen und die Wunschlosigkeit, in die diese höchste und innigste aller Verbindungen ausklingen soll, glückselig sein.


Beim Mann muss zum Anfangen des Coitus ein gewisser Grad der sexuellen Erregung als unerlässlich betrachtet werden, weil die Immissio penis ohne eine Erektion ein Ding der Unmöglichkeit ist. Die Frau kann nötigenfalls auch ohne Vorbereitung anfangen. Ist sie "temperamentvoll veranlagt" oder - was noch größere Bedeutung hat - durch Erfahrung und Übung entsprechend eingestellt, so kann sie den anfänglichen Mangel an Erregung nachholen (vgl. Kurve B) und doch noch gleichzeitig mit ihrem Partner zum Orgasmus gelangen, indem sie die ausgeübten Reize in verstärktem Maße apperzipiert (zur Wahrnehmung kommen lässt); ein psychischer Prozess, bei dem sowohl der bewusste Wille als auch die unter- und unbewussten Faktoren der Erfahrung und Übung, vor allem aber die der Sympathie, der Liebe, zur Geltung kommen.

Der Mann kann, wenn er ausnahmsweise einen Vorsprung hat, seiner Frau dabei behilflich sein, indem er die bewusste Wahrnehmung der durch die Bewegungen seines Phallos auf dieses Organ selbst ausgeübten Reize, soweit wie ihm dies möglich ist, herabdrückt. Dadurch vergrößert er die Zahl der Reibungsbewegungen, die er braucht, um den Ejakulationsreflex in Gang zu setzen. Da jede dieser Bewegungen einen Reiz für die Frau bedeutet, gibt er ihr Zeit und Möglichkeit, ihn einzuholen und ohne übergroße Anstregung doch gleichzeitig mit ihm ans Ziel zu gelangen. (Ich verwende hier absichtlich eine figürliche Ausdrucksweise).

Ist die Frau noch unerfahren - was auch dem sexuellen Zusammenkommen der Partner bisweilen noch ziemlich lange dauern kann - so wird sie, den Start im selben Augenblick wie ihr Mann verlassend, weit, weit zurückbleiben und das Ziel überhaupt nicht erreichen, weil er dort viel eher ankommen muss.

Will bei einer derartigen ungleichen Befähigung von zwei Partnern der Überlegende dem anderen das Interesse an dem Vorgang wahren, so hat er dasselbe zu tun, was der Stärkere bei einem Wettkampf auch macht: er gibt seiner Partnerin eine Vorgabe (siehe hierzu auch Kurve C).

Denn eine andere Lösung der Schwierigkeit ist dem normal potenten Mann nicht möglich. Zwar kann er u.a. durch Ablenkung seiner Gedanken den Eintritt des Ejakulationsreflexes verzögern, dem sind aber ziemlich enge Grenzen gesetzt.

Die Frau besitzt in dieser Hinsicht eine größere Anpassungsfähigkeit. Sie kann sich - immer wieder Erfahrung und Übung vorausgesetzt - nicht nur durch Beschleunigung ihrer Reaktionen, sondern auch im Sinne der Verlangsamung in bedeutendem Maße dem jeweiligen sexuellen Vermögen ihres Mannes anpassen.

Diese Anpassung wird dadurch erleichtert, dass die mächtigsten der Reize, die zum Orgasmus führen, mit dem Anfang der Ejakulation des Mannes verbunden sind.
Bevor wir uns aber diese Reize näher ansehen, müssen wir zunächst behandeln, was ihnen bei der Frau vorangeht. Unter dem Einfluss einer durch psychische Einflüsse oder körperliche Berührungen entstehenden sexuellen Erregung und ganz besonders als Reaktion auf eine taktile Reizung der Vulva (Clitoris!) und Vagina, sowie der Portio vaginalis (Scheidenteil der Gebärmutter) tritt ein vermehrter Blutreichtum mit Schwellung und teilweise auch Steifung dieser Gebilde ein, der sie für die weitere Reizung empfindlich macht und gleichzeitig zur Folge hat, dass sie sich dem in die Geschlechtsorgane eingeführten Phallos näher anlegen, ihn sozusagen umpolstern und so eng wie möglich elastisch umschließen.

Auch dadurch wird die gegenseitige Reizungsmöglichkeit erhöht. Es entsteht nun eine Reihe von Reizungen durch die Friktionen, die männliche und weibliche Organe aufeinander ausüben, indem sie sich durch die Coitusbewegungen des Mannes (eventuell auch der Frau), die meist einen hin- und hergehenden Charakter haben, gegeneinander verschieben. Die Reize sind beidseitig; sie erfahren für beide Parteien eine Verstärkung durch unwillkürliche und halb- oder ganzwillkürliche Muskelkontraktionen in den obengenannten weiblichen Organen. Zur Reizwirkung, die der Phallos auf die Nervenendungen des Introitus vaginae und der Vagina (sowie der Portio vaginalis) ausübt, gesellt sich unter Umständen eine solche, die entsteht, wenn der Penis bei seinen Bewegungen ebenfalls die Clitoris und ihr Frenulum streift.

"Unter Umständen" deshalb, weil es von manchen Umständen abhängt, ob diese Art der Reizung wirklich stattfindet: von der Größe der Clitoris, dem Entwicklungsstand ihres Bändchens, von ihrer Lage (hier gibt es bedeutende individuelle Unterschiede, auch in der Hinischt, ob das kleine Organ mehr nach oben vorne auf der Vorderfläche der Schambeinverbindung oder tiefer, fast unterhalb der Symphose, gelegen ist), von der Beckenneigung, vom Umfang des Phallos, von der Lage und Haltung des Mannes und schließlich von der Art ihrer Bewegungen.ox: von der Größe der Clitoris, dem Entwicklungsstand ihres Bändchens, von ihrer Lage (hier gibt es bedeutende individuelle Unterschiede, auch in der Hinischt, ob das kleine Organ mehr nach oben vorne auf der Vorderfläche der Schambeinverbindung oder tiefer, fast unterhalb der Symphose, gelegen ist), von der Beckenneigung, vom Umfang des Phallos, von der Lage und Haltung des Mannes und schließlich von der Art ihrer Bewegungen.

Es darf wohl angenommen werden, dass die Natur die Absicht hatte, die Clitoris beim Coitus mitreizen zu lassen. Schon die Tatsache, dass dieses so überaus reizbare Gebilde bei seiner Erektion tiefer tritt und sich gleichsam dem Phallos entgegendrängt, lässt darauf schließen.

Sehr oft, wahrscheinlich sogar meistens, wird diese Absicht bei den Frauen nicht erreicht, hauptsächlich wohl wegen der geringen Entwicklung dieses Organs, wegen seiner relativ hohen Lage und wegen der geringen Beckenneigung - Erscheinungen, die besonders oft zusammen angetroffen werden und gewöhnlich auf das Bestehen einer gewissen Infantilität zurückzuführen sind.

Ein derartiges Stehenbleiben auf einer Stufe der kindlichen Entwicklung ist ein in geringen Graden so häufiges Vorkommen, dass es fast nicht mehr als krankhaft bezeichnet werden kann. Auch in schon ausgesprochenerer Form lässt sich die Infantilität sehr oft wahrnehmen. Dann ist sie aber als eine pathologische Erscheinung zu betrachten, die auch zu allerlei Störungen der normalen Lebensverrichtungen Veranlassung bit; auf dem Gebiet der Funktion der weiblichen Geschlechtsorgane, zum Beispiel zu Unfruchtbarkeit, deren meistverbreitete Ursache bei der Frau sie jedenfalls sein dürfte. Insoweit sind auch die obengenannten allergeringsten Grade der Infantilität doch schon pathologisch, als die oft mit einer Subnormalität der Geschlechtsgefühle einhergehen. Die erwähnte geringe Entwicklung und hohe Lage der Clitoris, die sie beim Coitus der Mitreizung entzieht, gewinnt in diesem Zusammenhang an Bedeutung. Wenngleich diese Subnormalität durchaus überwindlich ist, gibt sie doch manchmal Veranlassung zu - wenigstens anfänglich - ungenügender Partnerschaft und verlangt vom männlichen Ehepartner die Einsetzung aller Verführungseigenschaften: sonst läuft er Gefahr, dass seine Frau dauernd "frigide" bleibt.

Die gering entwickelte Clitoris kann aber - übrigens wie der ganze Genitalaparat, doch jene in stärkerem Maße - bei einem regen Geschlechtsverkehr im Laufe der Jahre wachsen, sodass sich auch in dieser Hinsicht der Einfluss von Übung und Erfahrung geltend macht.


Wenden wir uns jetzt wieder ganz den beim Coitus auf die weiblichen Organe ausgeübten Reizen zu, so haben wir uns zu vergegenwärtigen, dass die Gefühle, die eine Reizung der Vagina erwecken, einen anderen Charakter haben als die, welche durch die Reizung der Clitoris entstehen. Zwar handelt es sich bei beiden Kategorien um Wolllustgefühle, aber dennoch um solche, die sich ebenso stark voneinander unterscheiden, wie etwa die Geschmackseindrücke zweier artverschiedener Weinsorten. Auch das Gefühl der Lustlösung weist bei beiden Arten der Reizung eine gewisse, wenngleich geringe Verschiedenheit auf - wenn auch die inneren Reaktionsvorgänge, die Reflexe, die örtliche und psychische Entspannung, in der Hauptsache gleich sein mögen. Es ist also deutlich, dass bei der Frau Permutationen und Kombinationen der geschlechtlichen Lustgefühle möglich sind, die beim Mann nicht erreicht werden können, während es innerhalb der bestimmten Reizungsart, bei der einen sowohl wie bei der anderen, als Folge von Nuancierung und Abstufung der Reize zahlreiche Variationen dieser Gefühle gibt.

Der "naturgewollte" Coitus setzt die Frau der kombinierten clitoralen und vaginalen Reizung aus, die wohl die stärkste ist und am raschesten zum Orgasmus führt.

Seine Indikationen und Kontraindikationen lassen sich aus dem oben Ausgeführten ohne Weiteres herleiten. Seine Technik ist oft nicht leicht. Wo die Lage der Clitoris weniger geeignet ist, muss eine passende Lagerung oder Haltung der Frau (verstärkte Beckenneigung) odes des Paares nachhelfen. Auch kann der Zweck erreicht werden, wenn der Phallos bei der Reizbewegung die Vagina völlig verlässt und mit der Glans die Clitoris streift. Doch liegt die Gefahr vor, dass bei einer der Bewegungen der Weg verfehlt und die Reizreihe dadurch unterbrochen wird. Schließlich ergibt sich die Möglichkeit der Verbindung von vaginalen Reizen durch den Phallos und digitale Reizung der Clitoris (Reizspiel) ohne Weiteres.


Betrachten wir den Vorgang in seinen Einzelheiten und machen wir dabei Gebrauch von einer kurvenmäßigen Darstellung, die uns darüberhinaus das Verständnis für das, was der Lustlösung bei Mann und Frau vorangeht, erleichtert.

Diese Kurve A gibt den Verlauf der körperlichen und psychischen (denn diese gehen Hand in Hand) sexuellen Erregung während des normalen, idealen Geschlechtsverkehrs wieder.

Der Immissio penis (Anfang des Coitus) geht die langsam ansteigende Erregung des Vorspiels und des Liebesspiels voraus, wobei sich die Linien meistens ungefähr in dem hier angedeuteten Verhältnis bewegen werden. Ein gut aufeinander eingestelltes Paar wird mit annähernd gleicher Erregungshöhe die Vergattung antreten. Von da an verstärken und summmieren sich die Reize, wegen der (meistens halb-willkürlichen) hin und her reibenden typischen Coitusbewegungen, stufenförmig, in völligem Unisono bis zu dem Augenblick, wo die Reizschwelle durch den Mann überschritten wird und der Ejakulationsreflex eintritt. Dann gehen aber die Kurven auseinander. In dem Augenblick, da die Summe der Reize beim Mann genügend groß geworden sind, um den Reflex auszulösen - von dem Augenblick an kann sein Eintreten durch keinen Willensakt mehr gestoppt werden - und der erste Samen in kräftigen, feinsten Strählchen gegen die Vorderwand seiner Urethra gespritzt wird, steigert sich plötzlich das Lustgefühl noch stärker und geht in das Gefühl des Orgasmus, der Lustlösung, über, während gleichzeitig der Reflex in zweifacher Weise seinen Fortgang nimmt: 

Der in die Urethra gelangte Samen wird durch (ebenfalls willkürliche, nicht vom Willen unterdrückbare, wenngleich auch namentlich von willkürlichen Muskeln, ausgeführte) kräftige Kontraktion heraus - d.h. also in die Scheide - geschleudert, und die das Sperma bildenden Flüssigkeiten werden von Samenleiter und Prostata weiter in die Harnröhre gespritz - bis der Vorrat erschöpft oder jedenfalls der Reflex abgelaufen ist.

Der Anprall der ersten dieser feinen Strählchen gegen die vordere Urethralwand - der Anfang des Reflexes also - mag genügen, um das Gefühl des Orgasmus auszulösen und die sexuelle Erregung plötzlich noch zu steigern. Seinen wirklichen Gipfel erreicht der Orgasmus aber erst kurz danach, wenn die reflektorischen Vorgänge gerade infolge dieser Steigerung auch an Kraft gewinnen und dazu die Reize, die der Mann empfängt, durch die reflektorischen Bewegungen, welche die Reize, die er erteilt, bei der Frau auslösen, noch bedeutend erhöht werden.

Bald darauf verringert sich die Kraft der erwähnten feinen Strählchen wegen der Verringerung der vorrätigen Flüssigkeitsmasse. Demzufolge falut der Reflex und damit die Stärke des orgastischen Gefühls erst langsamer, dann schneller, ab, bis beide beendet sind. Daher nimmt der Orgasmus beim Mann einen "bogenförmigen" Verlauf. Etwa gleichartig verläuft aufgrund derselben Ursachen die Ejakulation, die in der Regel aus fünf bis sieben kräftig einsetzenden und nach Erreichen einer maximalen Intensität wieder abflauenden, rhythmischen Muskelzuckungen besteht. Nach ihrer Beendigung nimmt die Erregung erst rasch, schließlich etwas langsamer, ab, um einem Gefühl der wohligen Ermüdung Platz zu machen, es sei denn, dass neue Reize einsetzen. Die Erektion verringert sich meistens ziemlich rasch, wenn auch gewöhnlich noch für einige Zeit eine gewisse Vergrößerung des Penis bestehen bleibt. Ob er noch für kürzere oder längere Zeit in der Vagina belassen oder bald nach beendeter Ejakulation herausgezogen wird, ist sehr verschieden und hängt von mancherlei Umständen ab. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass mit Rücksicht auf die Frau ein mehr oder weniger  abrupter Abschluss dieses Aktes als unerwünscht betrachtet werden muss.


Bei der Frau sind die Fragen, in welcher Weise der Orgasmus zustandekommt, und was dabei eigentlich stattfindet, bedeutend schwieriger zu beantworten, als beim Mann, weil die Vorgänge in verschiedener Hinsicht komplizierter sind, da sie - auch innerhalb der Grenzen des durchaus Normalen - individuelle Unterschiede aufweisen, und weil sie der direkten Beobachtung nur schwer beziehungsweise bloß ausnahmsweise zugänglich sind. Verschieben wir die Beantwortung der zweiten Frage auf später und versuchen wir, uns zuerst darüber klarzuwerden, wodurch die Lustlösung der Frau, mit den hinzugehörigen Reflexwirkungen, zustandekommt, so müssen wir uns allererst wieder vorhalten, dass der Orgasmus mit allem, was (psychisch und körperlich) daranhängt, eintreten kann, ohne dass eine Ejakulation des Mannes damit etwas zu tun hat. (So kann der Orgasmus bei einer stark erregbaren Frau schon mehrere Male vor der Ejakulation des Mannes eingetreten sein).

Wenngleich dies unumstößlich feststeht, ist es nicht weniger sicher, dass bei der normalen Vergattung die Ejakulation des Sperma den bedeutendsten Faktor für die weibliche Lustlösung bildet.

Die Ejakulation kann auf zwei Weisen einwirken: Der Endreflex kann bei der Frau durch die Apperzeption der Muskelkontraktion des Mannes, die den Samen hinausbefördern, und durch die Wahrnehmung des Anpralls des Ejakulats selbst ausgelöst werden.

Die seelische Bedeutung (sei sie bewusst oder unbewusst) der Wahrnehmung der Ejakulation ist in jedem Fall groß, und umso grö0er, je inniger und tiefer die Liebe der Frau zu ihrem Partner ist. Sie bildet eine sehr wichtige Schlussverbindung in der Kette der Geschehnisse. Wer das vergisst oder nicht beachtet, sieht den Vorgang nicht in seinem völlig richtigen und allein wahren Zusammenhang!

Es gibt Frauen, die mit Bestimmtheit aussagen, dass ihre Lustlösung allein dann richtig zustandekommt, wenn sie das Anprallen des Ejakulats gegen die Portio vaginalis spüren. Sie sind aber stark in der Minderheit. Das - beii vorher bestehender günstiger Einstellung - fast ausnahmslose Auftreten der Lustlösung in unmittelbarem Anschluss an die beginnende Ejakulation, auch aohne dass diese an der Portio gefühl wurde, beziehungsweise bei einem geringen Ejakulat, ist der Beweis dafür, dass das Fühlen des Anpralls für das Auslösen des Orgasmus durch die männliche Ejakulation der Regel nach jedenfalls keine ausschlaggebende Bedeutung hat.

Es wäre aber ein Irrtum, zu behaupten, dass diesem Faktor überhaupt keine Bedeutung zukommt. Sie ist - zumindest bei der Mehrzahl der Frauen - eben nur anderer Art. Befragt man Frauen, die imstande sind, sich selbst genau zu beobachten, und das, was sie fühlen, zu analysieren, so erhält man zwar vereinzelt die Aussage, dass die Bespritzung den Orgasmus auslöse.  Die meisten Frau erklären sinngemäß jedoch Folgendes: "Nachdem durch die vorherigen Reize eine ständig zunehmende, sehr hohe, erwartungsvolle Spannung erreicht ist, fühle ich, wie der Orgasmus urplötzlich einsetzt, sobald ich die erste kräftige Ejakulationskontraktion des Phallos in Vagina und Vulva empfinde und gleichzeitig den sie begleitenden orgastischen Spasmus des Körpers meines Mannes wahrnehme. Dieses Gefühl des erreichten Höchstmaßes ist derartig, dass eine Steigerung durch weitere Reize ins Übermögliche, nicht mehr Erträgliche, führen würde. Da empfinde ich die Bespritzung mit dem Sperma - die ich sehr genau wahrnehme - als überaus wohltuend, als besänftigend, beruhigend. Sie führt dazu, dass ich die weiteren, durch die männlichen Ejakulationsbewegungen verursachten Reize noch aufnehmen kann, ohne überreizt zu werden, sodass es mir möglich ist, auch sie noch voll zu genißen. Die weitergehenden Reize und die Besänftigung gleichen sich derart aus, dass die sofort beim Anfang erreichte maximale Höhe der Lustgefühle bis zum Abflauen des männlichen Orgasmus unverändert bestehen bleibt, dann aber langsam nachlässt."

Über die Allmählichkeit dieses Nachlassens der sexuellen Erregung und seine relative Langsamkeit zu dem, was sich auch durch die Frau beim Mann wahrnehmen lässt, sind sich wohl alle Frauen einig. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass sich die objektiven Erscheinungen, namentlich auch die pralle Füllung der Schwellkörper, rascher verringern als die subjektive Erregung, sodass die Organe schon wieder völlig das Ruhestadium erreicht haben, wenn die Gefühle erst nach und nach ausklingen.


Das hier Beschriebene ist in der Kurve A, so gut es ging, dargestellt. Auf jeden fall erleichert es eine solche schematische Darstellung, sich eine Vorstellung davon zu machen, wie die Vergattungserregung bei Mann und Frau verläuft, und wie sich die beiden Prozesse zueinander verhalten.

Zum Vergleich füge ich eine Kurve B bei, welche die Verhältnisse bei dem oben beschriebenen Fall wiedergibt, wo die genügend liebeserfahrene Frau bei einem gut eingespielten Paar die Vergattung ohne Vorbereitung angefangen hat. Dabei ist anzumerken, dass die Kurve wieder etwas anders ausfallen müsste, wenn man die dort erwähnte absichtliche Verzögerung der männlichen Erregung in Betracht ziehen würde.

Und schließlich lasse ich eine Kurve C folgen, um die oben angesprochenen Verhältnisse - Coitus mit einer nicht genügend erfahrenen Frau nach vorheriger Erregung ihrer Gefühle durch Reizspiel - darzustellen. Es verdient Beachtung, dass in allen drei Kurven der Abschnitt, welcher der Immissio penis vorangeht, zeitlich ziemlich kurz dargestellt ist. Die Dauer des Vor- und Liebesspiels kann ungemein unterschiedlich sein.

Wir sehen also, dass eine wirklich gute, Körper und Geist nützende Vergattung allen Anforderungen der Natur gerecht zu werden hat in keiner Weise beeinträchtigt werden darf. Es ist aber ebenfalls deutlich geworden, dass eine Ausgleichung von Ungleichheiten in breitem Maße möglich ist.

Fehlt - um ein weiteres Beispiel zu nennen - aus irgendeinem Grunde während des Orgasmus die besänftigende Einwirkung der Bespritzung mit Sperma, so kann und wird sich die Frau meistens dennoch gegen Überreizung schützen, indem sie durch eine willkürliche oder unwillkürliche psychische Anstrengung - am wenigsten schwierig vielleicht durch eine absichtliche Ablenkung ihrer Gedanken - ihre Reizempfindlichkeit herabdrückt. Kann sie das nicht oder will sie es nicht, dann droht ihr oft bei vorkommender Wiederholung eine gewisse Gefahr der Überreizung, die weder körperlich (örtlich) noch psychisch bedeutungslos ist, besonders wenn die Veranlagung zu Störungen in der betreffenden Richtung schon vorhanden ist.

Die psychische Anstrengung aber, die nötig ist, um während so hoher Spannung die Ablenkung zu vollbringen, kann, zumal wenn diese oft wiederholt werden muss, zusammen mit dem dazukommenden Ausfall an Lustgefühlen und der dadurch verursachten Unvollständigkeit der Lustlösung, bei zu Nervosität neigenden Frau ebenfalls Störungen im seelischen Gleichgewicht zeigen, die wieder dazu angetan sind, das Glück der Ehe zu beeinträchtigen.


Weit wichtiger als eine solche Beeinträchtigung des normalen Verlaufs der Vergattung bei der Frau sind jene Störungen beim Akt, bei denen es zu einer beträchtlichen, manchmal sogar präorgastischen Reizhöhe kommt, die Lustlösung aber wegen des (absolut oder relativ) vorzeitigen Aufhörens der Reize nicht eintritt, sodass die Befriedigung ausbleibt, die (körperliche wie auch die geistige) Abreaktion nicht stattfindet und die Spannung in anormaler Weise und während einer anormal langen Dauer bestehen bleibt.

Beschränken wir uns zunächst auf das nichtpathologische Gebiet, so sehen wir, dass diese Störungen durch eine mangelhafte Technik des Mannes oder durch ein fraudulöses Verhalten beim Coitus verursacht werden. Die mangelhafte Technik des Geschlechtsverkehrs mag relativ sein, insoweit der Verlauf der geschlechtlichen Erregung und der Reflex beim männlichen Partner völlig normal ist, während aber die erteilten Reize für die durch Mangel an Übung und Erfahrung oder "Temperament" unterregbare Frau nicht genügen - sie ist darum in ihrer Auswirkung und Rückwirkung doch nicht weniger ernst. Das leider nur allzuoft vorkommende dumm-egoistische Betragen des nur an seine eigene Befriedigung denkenden Mannes ist denn auch schon am Anfang dieses Buches gerügt worden.

Es lohnt sich, die grafische Darstelllung einer derartigen Begattung (den Vergattung darf sie nicht heißen!) zu betrachten.

Sie ist in Kurve D dargestellt, welche besonders im Vergleich zu Kurve C und mit der "idealen" Kurve A interessant ist, weil die Unterschiede dabei sofort ins Auge springen. (Der Übersichtlichkeit halber ist die männliche Linie ist in allen Kurven genau in derselben Weise dargestellt, ohne Berücksichtigung der Unterschiede, die wegen des verschiedenen Verhaltens der Frau in den Vorgängen beim Mann auftreten).
Ungefähr derartig wie hier gestalteet sich der Verlauf für die ungenügend erregbare Frau, wenn der Mann eine gewisse Art von Übererregbarkeit zeigt, die sich durch ein zu schnelles Eintreten des Ejakulationsreflexes (Ejaculatio praecox) kundgibt, was bei Neurasthenikern nicht selten ist. Die Fälle stehen auf der Grenze des Krankhaften und brauchen - wenn sich die Liebespartner nnicht durch eine kompensierende Technik des Geschlechtsverkehrs Abhilfe schaffen können - auch in jeder Hinsicht ärztliche Hilfe.

Bei der Betrachtung hat man zu bedenken, dass die weibliche Linie sowohl den Erregerzustand (Reizzustand) der Geschlechtsorgane, wie den der psychischen Spannung andeutet, wobei besonders zu beachten ist, dass diese  nicht nach einem Gipfel der Lustlösung abflauen, also sich nicht lösen, sondern während längerer Zeit fast unvermindert bestehen bleiben.

Für die Genitalien bedeutet das: Fortdauer eines von der Natur als vorübergehend vorgesehenen Reizzustandes und einer Blutüberfüllung (Kongestion) und für die Psyche will dies heißen: Weiterbestehen einer nicht abreagierten Spannung, eines aussichtslosen Erwartungszustandes, eines seelischen Unbefriedigtseins.

Der im Vergleich zum Ruhestrich erhöhte Stand der weiblichen Linie in der rechten Hälfe dieser Kurve muss mit ganz anderen Augen betrachtet werden, als die der linke Hälfte der Kurven in Erhöhung von A, B und C.

Denn die letztgenannten bezeichnen in ihrem ansteigenden Teil eine erwartungsvolle Steierung und in ihrer niedergehenden Hälfe ein befriedigendes Abklingen - in beiden Teilen also Lustgefühle -, während in jeder die ebenfalls erwartungsvolle Steigerung in einen Zustand der unbefriedigten, ungelösten, also Unlust bedeutenden Spannung übergehen muss.

Solange ein derartiger unbefriedigender Ausgang der geschlechtlichen Erregung ausnahmsweise auftritt, wird daraus kein Schaden entstehen. Das Gefühl des Unbefriedigtseins wird über kurz oder lang überwunden, und die Psyche findet zu ihrem Gleichgewicht zurück, indem sich die Frau mit der Aussicht auf ein nächstes (und besseres) Mal vertröstet.

Die Geschlechtsorgane verlieren nach nicht allzulanger Frist ebenfalls ihre Gereiztheit und finden in ihren Gleichgewichtszustand zurück.

Anders aber, wenn sich der beschriebene unbefriedigende Vorgang immer wiederholt. Dann wird der kongestive Reizzustand der Geschlechtsorgane chronisch, es stellen sich nicht selten abnormale Absonderungen ein, die Eierstocktätigkeit erleidet manchmal Störungen und die Menstruation ebenso. Kurzum: es entsteht das Bild des chronischen Reizzustandes der Geschlechtsorgane, mit seinen bestimmten oder unbestimmten, lokalisierten oder wandernden Schmerzen, die die Frauenärzte in der Sprechstunde so oft beschäftigen, sie zu so vielen langwierigen, aber ergebnislosen Behandlungen drängen und oft - ebenfalls vergeblich - zum Messer greifen lassen, weil die Schädigung immer wieder und immer weiter einwirkt und weder von der Patientin als Ursache des Leidens vermutet und von dem Arzt nicht als solche erkannt wird.

So gilt ist denn, dem Ehemann einzuprägen:

Jede beträchtliche geschlechtliche Reizung der Frau, die nicht mit Lustauslösung abschließt, stellt eine Schädigung dar, und deren Häufung führt zu dauernden (oder auf jeden Fall schwer zu behebenden) Nachteilen für Körper und Psyche.


Weit größer noch als bei der mangelhaften Technik des Mannes sind die der Frau in diesem Sinne drohenden Gefahren bei fraudulösem Vorgehen, d.h. beim Coitus interruptus (unterbrochene Geschlechtsvereinigung). Dieses Verfahren lässt den Mannn in dem Augenblick den Phallos aus der Vagina zurückziehen, in dem er fühlt, dass der Ejakulationsreflex anfängt oder jedenfalls nicht mehr aufzuhalten ist. Die Ejakulation kommt also doch zustande, wenn auch außerhalb der Vagina. Für den Mann tritt also dennnoch der Orgasmus ein. Er gelangt, sei es auch zu einer gewissermaßen beeinträchtigten Lustlösung, er kann seine Spannung abreagieren. Für ihn ist diese Prozedur deshalb auch nicht dermaßen schädlich, wenn sie auch, besonders für nervös veranlagte Individueen, gewiss nicht als unschuldig betrachtet werden darf, und manche neurasthenischen Erscheinungen auf diese Vorgänge zurückgeführt werden müssen.

Für die Frau ist aber der Sachverhalt ganz anders, es sei denn, dass sie so unempfindlich ist, so "kalt" bleibt, dass sie den Coitus erduldet, ohne dabei überhaupt in erheblichem Grade gereizt zu werden - was in diesem Fall ausnahmsweise als Vorteil betrachtet werden muss. Wie es ihr sonst, d.h. bei normaler Erregbarkeit, ergeht, zeigt Kurve E.

Diese Kurve zeigt uns, wie der normale Verlauf im Augenblick der höchsten Erwartung, wenn örtliche und allgemeine Erregung und Spannung fast maximal gestiegen sind, der normale Verlauf plötzlich abbricht und der Reizzustand nach kurzer Schwankung für längere Zeit auf einem hohen Niveau bestehen bleibt, da die Lustlösung, die naturgewollte Entspannung ausbleibt.

Dabei ist wiederum zu bedenken, dass der Einfluss der sexuellen Erregung auf Körper und Psyche verschieden ist, je nachdem, ob sich diese Erregung als eine der Befriedigung zustrebende und mit der Entspannung endende gestaltet, oder aber eine vergebliche, unbefriedigende, Unlust bedeutende, viel zu lange dauernde, weil nicht abregierte, Spannung darstellt.

Dass das in der rechten Hälfe von Kurve E angegebene Spannungsniveau bedeutend höher liegt als in D, ist klar. Ebenso, dass es (was die Kurve nicht mehr anzeigt) im Fall E länger braucht, bis der Gleichgewichtszustand wieder erreicht ist.  Die Gefahr ist also groß, und wird immer größer, dass eine neue Noxe derselben Art einsetzen wird, bevor sich die vorhergehende ausgewirkt hat, wodurch es bequemer und schneller zu einer Summierung der schädlichen Einwirkungen mit all ihren Folgen kommen kann.

Der Coitus interruptus zeigt also in seinem Verlauf und in seinen Folgen für die Frau ein Musterbild der unbefriedigenden sexuellen Erregung. Jenen, welche dem entgegenhalten wollten, dass es doch eine steigende Zahl von Paaren gibt, welche den Coitus offenbar ohne Schaden auf diese Weise ausüben, sei erwidert:

Das kann nur bei einer Frau gutgehen, die sexuellen Reizen gegenüber völlig gleichgültig bleibt; bei einem Mann, der "starke Nerven" hat und nur seinen eigenen Entspannungstrieb befriedigen will und sich aus der Frau (als Frau) nichts weiter macht, außer bei dem gelegentlichen Verkehr, also in solchen Fällen, wo das "harmonische, blühende Geschlechtsleben", welches wir bereits anfangs als einen der vier Eckpfeiler für das Gebäude der Superehe kennengelernt haben, völlig fehlt und und das Gebäude wackelt oder längst eingestürzt ist.

Für den sexuell vollwertigen Menschen bedeutet der systematische Coitus interruptus nicht nur eine Herabwürdigung, sonder eine Abwürgung der Ehe, eine Gefahr für die Gesundheit des Mannes und ein Vergehen an der Frau.

Kommen wir nun zum Schluss der Besprechung des unbefriedigenden Coitusverlaufs noch kurz auf die in Kurve D dargestellte Kategorie von Fällen zurück.

Die Vorbeugung eines derartigen, der Frau nicht genügenden Ablaufs wurde bereits eingangs erwähnt; sie findet durch ein entsprechendes Liebes- und Reizspiel statt. Auch hier gilt der Satz: "Vorbeugen ist besser als heilen". Aber die "Heilung" (die erfolgreiche Behandlung) ist in einem solchen Fall wohl sehr einfach.

Sie besteht in der Anwendung des Vorbeugungsmittels auch nach schon eingetretenem Übel. Wenn die Geschlechtsvereinigung zur Ejakulation des Mannes geführt hat, ohne die Frau zur Lustlösung zu bringen, so soll er - es sei denn, dass er Kraft und Neigung hat, eine zweite Reizserie mit schließlicher Ejakulation anzuschließen - durch unmittelbar angeschlossenes Reizspiel den Orgasmus der Frau herbeiführen.

Dennoch - das Mittel wirkt als Vorbeugung gesünder, natürlicher und besser als als Behandlung; das Reizspiel hat als Vorbereitung, als Teil des Liebesspiels, größere Reize (besonders auch für den Mann) - ist auch ästhetischer - denn als nachträgliche Handlung, wobei es leicht einen gezwungenen und deshalb ethisch und ästhetisch nicht mehr einwandfreien Charakter hat.


Vielleicht ist, wenn der Mann auch in dieser Hinsicht versagt, eine Therapie durch eigene Hand sogar besser als überhaupt keine Behandlung, wenn auch die ethischen, ästhetischen und pädagogischen Bedenken gegen eine derartige Prozedur nicht gering zu schätzen sind.

Wenden wir uns nun der Frage zu, was beim Coitus in den weiblichen Geschlechtsorganen vor sich geht. Wir kennen also die verstärkte Blutfüllung der Gewebe des ganzen Genitalapparats, die pralle Schwellung der Corpora cavernosa (Schwellkörper), die Erektion der Clitoris, die Sekretion der Vorhofsschleimdrüsen, das Sich-Öffnen der Vulva, die Kontraktion der Scheidenwandmuskulatur, die Zusammenziehung der verschiedenen Beckenbodenmuskeln.

Wir wissen weiter, dass sich die Gebärmutter, auch schon vor dem Eintreten des Orgasmus, zusammenzieht und aufrichtet; halten es für wahrscheinlich, dass sich auch die Muskelwand der Eileiter an den Muskelkontraktionen beteiligt und nehmen an, dass in Tuben und Uterus in mehr als gewöhnlicher Menge eine Flüssigkeitsabsonderung stattfindet sowie dass die Zervikaldrüsen eine erhöhte Schleimabsonderung aufweisen. Sogar ein de Graafscher Follikel, der sich in einem Stadium schon genügender Reife befindet, kannn durch den Coitus zur Berstung kommen und das Ei freigeben.

Wir sehen also, dass auch bei der Frau der ganze Absonderungs- und Muskelapparat der Geschlechtsorgane in allen Einzelheiten vollständig am Vorgang der Geschlechtsvereinigung beteiligt ist (vgl. Ausführungen über die Menstruation).
Glücklicherweise haben wir ein Zeitalter erreicht, in dem die Partnerin ein aktives, vollwertiges und gleichberechtiges Geschlechtswesen ist. Sollten wir nun bei der Gleichstellung von Mann und Frau so weit gehen, dass wir der männlichen Samenentleerung auch eine weibliche Seminatio (also auch eine Samenentleerung) gegenüberstellen? Davon kann selbstverständlich nicht die Rede sein.
Aber doch von einer weiblichen "Ejakulation"?

Da liegt die Sache schwieriger, besonders auch weider, weil es in dieser Hinsicht individuelle Hinsicht gibt. Im Sinne der Ausschleuderung von Samen wie beim Mann kommt dieses Wort nicht in Betracht. In der Regel gebraucht man es nur an Stelle von "Orgasmus",  ohne sich darüber klar zu sein, ob etwas ejakuliert wird und was ejakuliert wird.

Das Einzige, was ausgespritzt werden kann, ist der dünne Schleim, der sich beim Eintreten des Orgasmus in den großen Vorhofsdrüsen (Gland. Bartholini) befindet. Wir haben gesehen, dass diese Drüsen (zusammen mit den kleinen Vorhofsdrüsen, die aber zu klein sind, um eine Ansammlung von Sekret, das ausgespritzt werden könnte, zu ermöglichen) unter dem Einfluss der sexuellen Erregung zu sezernieren (absondern) anfangen; auch dass der Schleim hervortritt und sehr nützlich, ja nötig, ist, um den Introitus vaginae schlüpfrig zu machen und dadurch die Einführung des Phallos schmerzfrei zu ermöglichen. Diese Schleimabsonderung kann und wir sich während der Reize der Vergattung steigern, sodass eine gewisse Anhäufung in den Drüsengängen entstehen kann. Nun werden die dadurch ausgedehnten Drüsen durch die während des Orgasmus auftretende kräftige spastische Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur, besonders der beiden Musculi bulbocavernosi, zusammengepresst, wobei die prallgespannten Schwellkörper als Unterlage dienen. So kann das angehäufte Sekret der beiden Drüsen unter gewissem Druck durchgepresst und aus ihren Mündungen eingespritzt werden.

Diese Erscheinung mag beim Orgasmus durch Clitorisreizung gelegentlich wahrgenommen werden. Aus der Art der Wahrnehmung lässt sich aber schon folgern, dass es nicht möglich ist, über die Häufigkeit dieses Vorgangs zu urteilen.

Mag die Frau auch meinen, dass sie "ejakuliert" habe, so will das nichts anderes besagen, als dass sie zur Lustlösung gekommen ist; ob aus ihren Vorhofsdrüsen dabei plötzlich Sekret hinausbefördert ist, kann weder sie selbst noch ihr Partner feststellen.

Eine andere orgastische Austreibung (nicht Ausspritzung, "Ejakulation") eines weiblichen Sekretionsprodukts ist nur aus dem Uterus möglich.

Es ist nicht völlig unwahrscheinlich, dass der dicke Schleimpfopf, den einige Frrauen post coitum abscheiden, beim Orgasmus aus dem Uterus ausgestoßen wurde. Nicht weniger wahrscheinlich ist es aber, dass in diesen Fällen eine pathologisch vermehrte Schleimabsonderung (meist ein gelblich-eitriger Schleim) bestand, denn der typische Vorgang der orgastischen Schleimaustreibung aus der Gebärmutter trägt einen ganz anderen Charakter.

Es braucht kaum gesagt zu werden, dass die Beobachtung dieses Vorgangs während der Vergattung vollständig unmöglich ist. Uns bleiben deshalb nur Wahrnehmungen des Verhaltens der Gebärmutter, insbesondere ihres Scheidenteils, während des durch Clitoris- oder Scheiden- (bzw. Uterus-) Reizung ohne Coitus erzielten Orgasmus.

Wir haben schon gesehen, dass sich der Uterus infolge geschlechtlicher Reize schon vor der Lustlösung zusammenzieht und sich dabei mehr oder weniger aufrichtet. Sehen wir uns das Verhalten des Organs (d.h.. seines in die Scheide ragenden Teils) nun an. Es handelte sich um eine Frau mit Gebärmuttersenkung, wodurch die Portio vaginalis sichtbar wurde. Desweiteren bestand eine außerordentlich starke erotische Reizbarkeit, die sich besonders bei der Berührung der Portio zeigte. Eine Reizung dieses Teils ließ den Orgasmus fast sofort eintreten:

"Der Scheidenteil der Gebärmutter war anfangs hart, unbeweglich und bot einen normalen Anblick. Seine Öffnung war geschlossen und hätte keine Sonde durchlassen können. Fast sofort nach der Berührung öffnete sich der Muttermund weit und gähnte fünf- oder sechsmal, während sein äußerer Saum kräftig nach innen, in den Halskanal hinein, gezogen wurde. Diese Erscheinung dauerte etwa zwanzig Sekunden, dann kehrte alles in den Normalzustand zurück. Die Öffnung schloss sich und die Portio nahm ihre vorherige Lage wieder ein."

Ich nehme dringend an, dass der Orgasmus auch bei der normal reizbaren Frau, mit normaler Uteruslage, unter den soeben beschriebenen Erscheinungen vor sich geht. Ob der Orgasmus durch clitoridale oder vaginale Reizung zustande kommt, wirkt sich auf diese Erscheinungen nicht aus. Nur zeigt der Vorgang nicht bei jeder Frau die gleiche Intensität. Es gibt in dieser Hinsicht bedeutende Unterschiede, auch bei ein und derselben Frau zu unterschiedlichen Zeiten.

Ein anderer individueller Unterschied besteht im Verhalten des in dem Halskanal der Gebärmutter befindlichen Schleims. Die modernen Sexologen haben den Lehrsatz aufgestellt, dass der im Halskanal befindliche Schleim (der Kristeller) durch die orgastische Zusammenziehung der Gebärmutter ausgestoßen wird.

Durch seine zäh anhaftende, dickschleimige Beschaffenheit bleibt er aber doch in Verbindung mit der Wand des Halskanals. Er taucht in die Samenmasse ein, belädt sich dort mit Spermatozoen und wird schließlich  wieder eingezogen, weil die Gebärmutter nach beendigter Kontraktion erschlafft und sich ihre Höhle wieder ausdehnt, sodass eine Saugwirkung ausgeübt wird. Doch so einfach, wie manche Sexologen sich das vorstellen ist der orgastische Vorgang nicht. Wenn auch gelegentlich Andeutungen eines derartigen Verhaltens des Schleimpfopfes vorhanden sein mögen, kann von einem solchen Fischzug nach Spermien, durch den Uterus mittels seiner vorgestreckten Schleimzunge ausgebüte, in Wirklichkeit keine Rede sein

Festzuhalten ist, dass sich der Uterus beim Orgasmus im Sinne der Aspiration, durch Kontraktion mit nachfolgender Erschlaffung, und meistens auch durch mehr oder weniger starke Bewegung des Muttermunds, aktiv an der Aufnahme des Samens beteiligt.

Dabei wirkt sein Tiefertreten infolge Zusammenziehung der Scheidenmuskulatur (Zug nach unten) und infolge der während der Lustlösung stattfindenen krampfhaften Kontraktion der Bauchwand (Druck von oben) mit, indem es den Muttermund der Spermamasse nähert. Der Schleim des Halskanals kann schließlich ebenfalls den Spermien beim Eindringen und Vordringen behilflich sein, weil er ihnen eine leicht erreichbares, günstiges und schützendes Umfeld bietet.
Noch ein paar Hinweise zur Verlängerung der Erektionsdauer nach schon stattgefundener Ejakulation, welche durch die intensive Zusammenziehung der vulvovaginalen Muskulatur gelegentlich zustande gebracht werden kann, besonders in solchen Fällen, wo bei einer stark reagierenden Frau der Orgasmus dennoch etwas später als beim Mann eintritt oder länger anhält.

Da kann der Vulväring (durch Wirkung des Constrictor cunni) einen so starken zirkulären Druck auf die Basis des Penis ausüben, dass die sonst bald einsetzende leichte Erschlaffung des Organs verhindert wird, was für die Frau bei einer derartigen Sachlage seinen Vorteil hat. Dauert aber diese Muskelwirkung zu lange, oder wird sie allzu kräftig, so können aus ihr Störungen erwachsen, indem eine überstarke Vergrößerung des männlichen Organs eintritt und es schwierig oder schmerzhaft werden kann, es aus der Vagina zurückzuziehen.

Ähliches ist von der Einwirkung des Levator vaginae (des höher gelegenen, die Vagina umgreifenden Muskelzuges) auf den Phallos zu sagen. Auch seine Wirkung ist physiologisch, von der Natur vorgesehen; sie steigert die Reize für beide Liebespartner. Unter den soeben erwähnten Umständen kann auch dieser Muskel dazu beitragen, die Dauer der vollen Erektion des männlichen Gliedes zu verlängern, um der Frau einen befriedigenderen Ablauf ihres Orgasmus zu ermöglichen. Das kann sowohl durch willkürliche, absichtliche Zusammenziehung dieser Muskeln geschehen, wie durch reflektorische, mehr oder wenige krankhafte Kontraktionen. Auch hier kann aber die nützliche Wirkung in eine schädliche übergehen, wenn ein willkürlicher Dauerkrampf auftritt, der beiden Beteiligten Schmerzen verursacht und in extremen Fälllen zu einer Einklemmung der Eichel führt.

Die Beschneidung des Mannes scheint auf seine Fähigkeit beim Coitus einen wesentlichen Einfluss auszuüben. Nicht auf seine Potenz, sondern auf die Reizbarkeit der Glans penis. Es ist nicht so leicht, über diese Frage Aufschluss zu erhalten, den bei Gemeinschaften, in denen die Beschneidung Vorschrift ist, lässt sich kein Vergleich anstellen, weil ihr alle Männer unterworfen sind. Anders bei gewissen Naturvölkern, bei denen diese Behandlung zwar oft angewandt wird, aber keine Vorschrift ist. Einem Bericht Friedericis ist zu entnehmen:
"Die Jungen, die auf den Stationen und Pflanzungen zusammenkommen, besprechen diese Dinge häufig unter sich und wissen, dass die beschnittenen unter ihnen viel weniger Sensibilität in der Glans besitzen, als die nicht so behandelten. Die Beschnittenen geben offen zu,, dass sie bis zur Ejakulation länger brauchen als die Unbeschnittenen."

Fehlinger meinte dazu: "Der Zweck der Beschneidung ist wahrscheinlich eine Verlängerung des Geschlechtsakts, da die unbedeckte Eichel weniger empfindlich ist, als die bedeckte".

Dass eine solche Veränderung für manche Frau als günstig betrachtet werden muss, geht aus dem bisher Gesagen zur Genüge hervor. So braucht es denn nicht zu verwundern, dass man in der Literatur wiederholt Frauengestalten begegnet, die den Gegensatz zwischen ihrem geschlechtlichen Wollen und Können auszugleichen versuchen, indem sie sich einem Beschnittenen zuwenden.

Betrachten wir nun die Größenverhältnisse der Geschlechtsorgane beim Coitus.
Die Vagina hat im leeren Zustand durchschnittlich eine Länge von 7,5 bis 10 cm.

Die erstgenannte Zahl gilt dabei für die Messung der vorderen Wand, also bis zum Scheidenteil der Gebärmutter, die zweite für die bis an das hintere Scheidengewölbe. Als brauchbare Tiefe des Vergattungskanals können wir somit im Durchschnitt von 10 cm ausgehen.

Die mittlere Länge des erigierten Penis, an seiner Doralseite gemessen, beträgt 15 cm.

Mittelgröße bei beiden Beteiligten vorausgesetzt, besteht also zwischen männlichen und weiblichen Vergattungsorganen ein gewiss nicht unbedeutender Längenunterschied.

Wie wird dieser Unterschied ausgeglichen?

Erstens dadurch, dass der Phallos in der Regel nicht in seiner vollen Länge in die Vagina eindringt. Nur bei gewissen Stellungen der Paarenden findet ein tieferes Eindringen als sonst - fast völlig bis zum Ansatz des Penis - statt.

Zweitens durch die Dehnbarkeit der Vagina. Wenn diese auch individuell sehr verschieden ist, ist sie doch im Allgemeinen ziemlich beträchtlich. Demgegenüber ist aber zu bedenken, dass die Kontraktion der Muskulatur der Scheidenwand, namentlich die der Längsfaserschicht, in entgegengesetztem, also in verkürzendem Sinne, wirken kann. Im Allgemeinen behält dabei die Dehnungsfähigkeit die Oberhand. Bei kräftiger Entwicklung der Vaginalmuskulatur ist es aber möglich, dass während einer sehr starken sexuellen Erregung, also besonders im Augenblick des Eintretens des Orgasmus, der letztgenannte Faktor überwiegt.


Wenn zu gleicher Zeit damit der Phallos, z.B. bei bestimmter Stellung und Haltung der Beteiligten, Gelegenheit hat, besonders tief vorzudringen, kann auch zwischen den durchaus normalen Organen ein Missverhältnis entstehen. Wenn das besonders tiefe Vordringen ein ungestümes Vorstoßen ist, kann dieses Missverhältnis zu einem Riss der Vagina führen.

Glücklicherweise ist ein solches Vorkommnis unter normalen Umständen überaus selten. Seine Möglichkeit ist aber nicht auszuschließen, und es ist immerhin gut, sich dies vor Augen zu halten. Dass diese Gefahr bei abnormen Verhältnissen größer ist, liegt auf der Hand. Zu diesen abnormen Verhältnissen ist in erster Linie eine verminderte Elastizität der Vaginalwand zu rechnen, wie sie zum Beispiel bei Infantilität in gewissem Grade besteht, wie sie im Alter gewöhnlich eintritt, und wie sie auch bei Krankheiten eintreten kann. Ebenso die eigentümliche, zur Zerreißung disponierende Beschaffenheit, die das Gewebe in der Schwangerschaft und besonders beim Wochenbett aufweist. Und weiterhin selbstverständlich die absoluten Missverhältnisse, die sich durch die Vereinigung eines übergroßen Phallos und einer normalen Vagina ergeben. Die erste Möglichkeit zeigt sich öfter als die zweite, aber auch ein derartiges absolutes Missverhältnis gibt nur relativ selten zu ernsten Störungen Anlass. Darunter verstehe ich zu allererst die Unmöglichkeit eines für beide Partner befriedigend verlaufenden Coitus. Weiter kommt aber (namentlich dann, wenn mehrere Ursachen, z.B. absolutes Missverhältnis, starke Erregung, ungestümes Vorstoßen und anormale Beschaffenheit der Vaginalwände, zusammentreffen) die viel ernstere, selbst das Leben der Frau bedrohende Gefahr der Zerreißung in Betracht.  Eine solche Zerreißung ist gerade bei zu starker Blutung, wie bei auch bei der Wahrscheinlichkeit einer Bauchfellentzündung, wenn der Riss im hinteren Scheidengewölbe entsteht und das Bauchfell mitbetrifft, gefährlich.


Von nicht geringer Bedeutung für die Praxis des Lebens ist es, dass sich aus dem Körperbau, insbesondere aus der Körpergröße, fast gar keine Rückschlüsse auf die Größe des Phallos bzw. die Länge der Vagina schließen lassen, weshalb ein annähernd übereinstimmender Körperbau keineswegs bedeutet, dass die Partner auch in dieser Hinsicht zusammenpassen.

Nun zu einem Zustand der unvollendenten Entwicklung, welchen wir bereits als Infantilismus kennengelernt haben. Ein derartiges Zurückbleiben auf einer gewissen Stufe der kindlichen Entwicklung ist keineswegs mit einer Kleinheit des Wuchses verbunden; auch bei größeren und sogar bei sehr großen Menschen trifft man gewisse Ausprägungen des Infantilismus an.

Auch sind Störungen dieser Art nicht auf das weibliche Geschlecht beschränkt.

Für die geschlechtlichen Funktionen kann der Infantilismus noch bedeutend größere Unannehmlichkeiten bringen, als für andere körperliche und geistige Leistungen. Bei der Frau können diese Unannehmlichkeiten - außer in Menstruationsstörungen, Konzeptionserschwerung, Neigung zum Abgang, ungenügender Gebärfähigkeit und Unmöglichkeit des Stillens - in einer zu geringen Neigung zum Geschlechtsverkehr und in einer ungenügenden Erregbarkeit bei diesem Verkehr bestehen; außerdem kann der Coitus durch Kleinheit und Undehnbarkeit der Vagina in selten Fällen erschwert oder gar unmöglich gemacht werden.

Die graduellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Frauen von Genitalinfantilismus sind bei der Frau so groß, dass es nicht angeht,  aus dem Gesagten bei allen von dieser Entwicklungsstörung betroffenen Frauen auf die Ungeeignetheit zur Ehe zu schließen. Damit würde man eindeutig zu weit gehen. Ich habe nicht wenige Frauen gekannt, die anfangs wegen ihres Infantilismus diverse Schwierigkeiten durchgemacht haben und doch später in jeder Hinsicht gute Gefährtinnen geworden sind. Für sie hat sich die Ehe sogar als souveränes Hilfsmittel gegen ihren Infantilismus erwiesen, weil die Entwicklung durch den Geschlechtsverkehr mit seinem Blutandrang, durch die Resorption von Spermastoffen, durch Schwangerschaften - die ersten unvollendet, die späteren aber ausgetragen -  schließlich doch noch vollendet worden ist.

Jeder Arzt kennt aber auch Frauen, welchen die Ehe zu einem Verhängnis wurde, weil ihnen ein stärkerer Grad des Genitalinfantilismus die geschlechtliche Betätigung ganz und gar ungeeignet machte. Eine solche Frau leidet darunter körperlich (und seelisch oft noch mehr) in einem solchen Maße, dass ihr die Ehe besser erspart geblieben wäre. Aber auch ihrem Mann! Von den Ehemännern der erstgenannten Frauenkategorie (wo der Infantilismus durch die ehelichen Funktionen schließlich überwunden werden konnte) verlangt das Schicksal während der ersten Jahre eine derartige Unsumme von Opfern an Geduld, Großmut und Güte, wie sie nicht jedermann aufbringen kann. Denn zu einer so selbstlosen, geschlechtlich außerdem nie völlig befriedigenden Liebe sind nur stark vergeistige und außerordentlich kühle Männer fähig.


Man geht wohl selten fehl, wenn man annimmt, dass von den inneren Ursachen, welche die Frau durch die Ehe mit Unannehmlichkeiten und Gefahren bedrohen - von bestimmten Krankheiten (z.B. des Herzens, der Lungen, der Nieren) abgesehen - der Infantilismus weitaus die bedeutendste ist. Ich kann deshalb nur dazu raten, sich vor der Eheschließung ärztlich untersuchen zu lassen. Ich gehe sogar noch weiter und plädiere für eine genaue ärztliche Untersuchung unter dem Gesichtspunkt der Ehefähigkeit für jedes erwachsene Mädchen. Unter "genau" verstehe ich dabei, dass eine allgemeine Untersuchung durch einen Internisten stattfindet und dazu eine besondere durch einen Frauenarzt. Dem jungen Mädchen könnte viel Unangenehmes erspart bleiben, wenn eine solche Untersuchung bereits zu einer Zeit stattfindet, wo von einer Partnerschaft noch gar nicht die Rede ist.

Ferner ist zu empfehlen, dass auch der künftige Ehemann noch vor der Ehe (am besten durch den Arzt seiner Verlobten) von dem Bestehen eines leichten Grades von Genitalinfantilismus in Kenntnis gesetzt und darauf aufmerksam gemacht wird, dass er beim Coitus, zumindest in der ersten Zeit, mit einer gewissen Schonung vorzugehen hat, und dass er vielleicht auf eine anfängliche, noch mehr als sonst bestehende Untererregbarkeit seiner Partnerin gefasst sein muss.

Dass es auch für den Mann besser ist, wenn er weiß, mit welchen Faktoren er in seiner Ehe rechnen muss - es bleibt immer noch genug Unbekanntes und Unberechnenbares! - versteht sich von selbst. Er hat genau so viel Recht darauf wie seine Braut, zu wissen, ob von der geplanten sexuellen Verbindung eventuelle unangenehme Überraschungen drohen. Dabei sind für beide Parteien die Fragen nach dem allgemeinen Gesundheitszustand ungefähr die gleichen. Bei den Geschlechtsorganen gehen sie aber auseinander. Für die Braut handelt es sich meistens und hauptsächlich darum, dass der Mann frei von Geschlechtskrankheiten ist; für den Mann sollte die Frage nach einer genügenden Entwicklung der betreffenden Organe wichtig sein.


Ist auch beim Mann eine derartige Unterentwicklung der Geschlechtsorgane in Betracht zu ziehen?

Praktisch gesprochen, nein - jedenfalls nicht in der Weise, wie es bei der Frau der Fall ist.

Beim Mann ist die Entwicklungshemmung der Genitalien weitaus seltender als bei der Frau. Sie kann sich sowoh in der qualiativ und quantitativ minderterten Spermaproduktion äußern, wie auch in der Kleinheit des Phallos. Trifft ein solcher bei der Paarung mit einer großen Vagina zusammen, so werden die durch die Coitusbewegungen ausgeübten Reibungsreize nicht schwerlich zur Erzeugung des Orgasmus genügen. Besonders die Frau wird dabei zu kurz kommen. Auch wird die zu geringe Potenz eines solches Mannes, wie seine Neigung zum Coitus übehaupt, nicht imstande sein, normale sexuelle Wünsche der Frau zu befriedigen.

Ein Phallos von übernormaler Größe kommt - wenngleich extreme Grade selten sind - häufiger vor, als ein abnorm kleiner, und zwar nicht nur als individuelle Eigentümlichkeit, sondern auch als Familieneigenschaft.

Außerdem ist die Größe des Phallos eines Mannes auch von seiner Rasse abhängig. So haben Schwaze im Allgemeinen ein größeres Kopulationsorgan als Weiße; außerdem werden unter ihnen die Fälle von ganz besonderer Größe (auch im Vergleich zu Rassenverwandten) relativ öfter angetroffen als bei Weißen. Im Allgemeinen dürfte der mehr als mittelgroße Phallos für die Frau wegen der Reizverstärkung, die er bietet, ehe günstig als ungünstig sein. Unglücklick könnte er nur bei einem wirklichen Missverhältnis wirken, vielleicht auch mehr oder weniger zu Beginn der Ehe. Störungen des Geschlechtsverkehrs sind aus einem solchen Grund aber ziemlich selten, wenn auch der Mann, der sich in Besitz eines derartigen großen Organs weiß, immerhin eine besondere Vorsicht walten lassen soll, bis er erfahren hat, dass er seiner Partnerin nicht schadet.


Auch eine zu große Vagina gibt keinen Anlass zu wirklichen Störungen beim Geschlechtsverkehr, wenn auch - besonders für den Mann - die Reize weniger stark sind und zugegeben werden muss, dass die Erweiterung der Vagina und ihres Eingangs durch wiederholte Geburten dem Ehemann meistens nicht gleichgültig ist. Doch kann man den daraus entstehenden Nachteilen in weitem Maße vorbeugen und sie ausgleichen (vgl. Kapitel III: Vernähung nach Einrissen sowie entsprechende Übungen).

Bleibt aber dennoch eine Verminderung der Reize, so hat man sich damit abzufinden - wie man sich mit so vielem Unabwendbaren im Leben, im Alter und mit dem Tod abzufinden hat - und durch vermehrte Zartheit, durch vergrößerte Hingabe, durch verstärkte seelische Liebe den Ausfall wettzumachen


Weiter (Coitusstellungen)


Als PDF abspeichern - 15 Seiten
Beitrag hilfreich? Inwiefern?

Kurve A:

Ideale Vergattung


Kurve B:

Coitus ohne Vorbereitung der erfahrenen Frau


Kurve C:

Coitus mit unerfahrener Frau nach Reizspiel


Kurve D:

Coitus mit unerfahrener Frau ohne ausreichende Vorbereitung


Kurve E

Coitus interruptus


Gegenseitige Anpassung

Coitus interruptus

Seelische Liebe

Nuancen der Reize

Ungleiche Reizbarkeit

Unterentwickelte Clitoris