Die Offenbarung eines Eingeweihten
John MacDonald!



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Kapitel 1


Vermutlich dürfte es viele Menschen geben, die den Dingen, welche sich jenseits des Bekannten abspielen, skeptisch gegenüber stehen.

Ich selbst habe mein Leben lang zu diesen Menschen gehört und biete Ihnen die nachfolgende Geschichte und das Praxissystem deshalb mit der Empfehlung an, das Gelesene anzunehmen - oder es bleiben zu lassen. Ein jeder nach seiner Fasson!

Es war ein Samstag Nachmittag und ich war gerade von einem späten Mittagessen zurückgekehrt. Meine Haushaltshilfe war bereits gegangen und ich war alleine.

Geschäftlich hatte ich in der letzten Zeit beträchtliche Rückgänge zu verzeichnen. Zwar war die Situation noch nicht alarmierend, sie bereitete mir aber dennoch Kopfzerbrechen. Darüber hinaus hatte ich mich vor kurzem in eine Immobilienspekulation eingelassen, die sich alles andere als erfolgreich erwies.

Alles in allem kein rosiger Ausblick. Ich befand mich in meiner beruflichen Situation an einem Scheideweg.

So saß ich also da, tief in Gedanken versunken, und grübelte über einen Ausweg nach - also plötzlich das Telefon läutete.

Ich nahm den Hörer ab und war überrascht, die vertraute Stimme meines alten Freundes Ben Norca zu hören. Man musste über keine große Vorstellungskraft verfügen, um zu meinen, dass es die Stimme eines Toten sei; schließlich hatte er sich vor einem knappen Monat auf den Rat seines Arztes hin auf den Weg nach Europa begeben. Eine Schiffsreise würde ihm gut tun, hieß es, aber vor allem ging es um eine Art Tapetenwechsel, da mein Freund von einem ernsthaften Nervenzusammenbruch geplagt war, zurückzuführen auf eine Situation, die meiner jetzigen nicht unähnlich war.

Aus seiner Stimme sprach eine bemerkenswerte Kraft und Zuversicht. Da meine letzte Erinnerung an Ben die eines leidgebeugten und sorgenvollen Mannes war, der nur noch der elende Schatten eines früheren Selbsts war, und wir uns alle fragten, ob wir ihn jemals wieder sehen würden, eine doch überraschende Veränderung!

Aber offenbar war er wohlauf und irgend etwas Erstaunliches muss in ihm vorgegangen sein. Auf meine Bemerkung hin, dass mit ihm wohl ein Wunder geschehen sein müsste, versicherte er mir, dass ich damit ins Schwarze getroffen habe und fügte hinzu:

„Tom, ich kann mir gut vorstellen, dass dich meine Rückkehr sehr verwundert. Ich weiß auch, dass ihr eigentlich nicht damit gerechnet habt, mich wiederzusehen. Aber hier bin ich nun und besser in Form als je zuvor. Ich habe nämlich etwas gelernt, von dem ich bisher nicht die geringste Ahnung hatte. Tom, es gibt jetzt nichts mehr, was ich mir nicht zutrauen würde. Ich kann meinem Leben jede erdenkliche Richtung geben“.

“Meine jetzt nicht, dass ich übergeschnappt sei. Warte erst ab“


Ich täuschte ein Lachen vor, um meine Neugierde zu verbergen und bemerkte dann: “Offenbar bist du einer neumodischen Religion aufgesessen“
Worauf er antwortete: "Im Gegenteil, mit Religion hat das nichts zu tun. Weißt du, ich bin einem Eingeweihten begegnet. Ein außergewöhnlicher Mensch, der seine Fähigkeiten zur Vollendung entwickelt hat. Von dem habe ich ein Geheimnis gelernt, das mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen ist. Wie du weißt, hatte ich sozusagen Haus und Hof verloren und die Gesundheit obendrein. Nun ja, jetzt bin ich wieder völlig gesund und auch materiell wieder obenauf. Eine seltsame Geschichte, sage ich dir.“

Natürlich brannte ich darauf, ihn umgehend zu treffen. Auf seine Frage nach den Öffnungszeiten des Klubs antwortete ich ihm, dass sich hier nichts geändert habe.

Wir verblieben also so, dass wir uns am selben Abend um 21.00 Uhr dort treffen wollten. Dann würde er mir die erstaunlichsten Geschichten über das Beste erzählen, was einem Menschen widerfahren könne.

Ich blieb noch einige Minuten so sitzen, wie benommen, so sehr hatte mich dieses Telefonat in den Bann gezogen. Als ich mich wieder gefangen hatte, überkam mich plötzlich das Gefühl, dass ich für das Büro zu groß geworden sei. Ich fühlte mich eingeengt. Ich musste ins Freie gehen und frische Luft schnappen. Aufgeregt holte ich mir mir meinen Hut und verließ das Gebäude. Ich hatte das Gefühl, dass mir die soeben gehörte Geschichte etwas Wunderbares eröffnen würde und konnte mich dem Drang nicht widersetzen, mich auf den Weg zum Büro meines Freundes zu machen. Dann fiel mir ein, dass er sich dort ja nicht mehr befand; ich musste also bis zum Abend warten.

Ich war aufgeregt. Unruhig ging ich durch die Straßen und war erleichtert, als es endlich so weit war, dass ich mich auf den Weg zum Klub machen konnte.

Ich hatte die Absicht, Ben in einem abgeschiedenen Bereich zu treffen, wo uns niemand stören würde. Ich ging deshalb direkt auf das Empfangspult zu - um erfahren zu müssen, dass er bereits mehrmals angerufen habe. Er hätte dringend abreisen müssen und käme erst am darauf folgenden Abend wieder zurück.

Ich versuchte, meine Enttäuschung zu verbergen und drehte mich rasch wieder um, um den Klub zu verlassen. Einige Freunde hatten ihn jedoch gesehen und waren ebenso beeindruckt von seiner Änderung. Ich war an längeren Unterhaltungen nicht interessiert und lenkte meine Schritte wieder in die Nacht hinaus.

Zu aufgewühlt, um schlafen zu können, verbrachte ich den größten Teil der Nacht in unruhigem geistigem Durcheinander. Von den absurdesten Gedanken befallen, beschloss ich, das Ganze als Mythos abzutun, das dem Geist eines von Krankheit Geschwächten entstammte. Wie konnte ich mich bloß so von einem Märchen beeindrucken lassen?

Dennoch wollte mir die Geschichte einfach nicht aus dem Kopf gehen, sie hatte sich förmlich in mir festgekrallt. Ich tröstete mich schließlich mit dem Gedanken, dass ich die Lösung des Rätsels am nächsten Abend erfahren würde.