Das Prinzip
der Demut
Ein Rabbiner, ein Christ, ein Moslem, ein Sikh und ein Mormone sitzen an einem runden Tisch.
Ein Atheist stellt ihnen Fragen.
Was sich liest wie die Einleitung zu einem schlechten Witz, fand in der Tat in Las Vegas statt.
Die Veranstaltung nannte sich "The Sacred Text Project"; insgesamt waren auf diesem "Freiheitsfest" über 120 Redner vertreten.
Unter anderem auch fünf Religionsführer und Gelehrte, die ihre jeweils heiligen Schriften verteidigen sollten.
Der Moderator, Michael Shermer, seines Zeichens Gründer und Herausgeber des Magazins "Skeptic" und Autor des Skeptischen Jahrbuches
war an schönen Worten und politischer Korrektheit nicht interessiert.
Er wollte keine Samthandschuhe, sondern erwartete von diesen Gelehrten, dass sie ihre jeweiligen Standpunkte knallhart verteidigen sollten.
Shermer war seinerseits bei der Wortwahl nicht zimperlich.
Er wollte von den Anwesenden wissen, woher sie wüssten, dass ihre Glaubensansichten der Wahrheit entsprächen.
Wieso seien die Ansichten der anderen unrichtig?
Die Gelehrten antworteten wortgewandt.
Doch keiner konnte Shermers Frage direkt beantworten.
Kein einziger konnte unabweisbare Beweise vorlegen.
Doch ...
wenn alles ohne den Schatten eines Zweifels belegt werden könnte, wieso sollte man es dann noch "Glauben" nennen?
Wissenschaftler vom Schlage eines Shermer nähern sich der Wahrheitssuche von verschiedenen Seiten.
Die Wissenschaft geht immer vom Stand Null aus, das heißt: solange etwas nicht schlüssig bewiesen ist, gilt es als noch nicht "wahr".
Dann folgen Laboruntersuchungen und statistische Tests.
Die Beweislast wiegt schwer. Immerhin muss sie wiederholbar, falsifizierbar, statistisch signifikant und veröffentlicht werden.
Fundamentalisten werfen den Wissenschaftlern nicht selten vor, dass diese arogant seien und Nabelschau betrieben.
Auf einige trifft dies sicherlich zu.
Aber selbst wenn die wissenschaftlichen Experimente schlüssig und zweifelsfrei erscheinen, gelten sie immer nur vorläufig.
Jedes Ergebnis wird irgendwo zwischen der absoluten Wahrheit und dem absoluten Irrtum angesiedelt, aber es handelt sich niemals um das letzte Wort. Es ist also durchaus in Ordnung, zu sagen:
"Ich bin mir nicht sicher" oder "Schauen wir mal, was noch herauskommt"
Der Physiker Richard Feyman
schreibt: