Sexuelle Liebe in der
Superehe



Kapitel 4




Anatomie und Physiologie der männlichen Geschlechtsorgane

Wie die Physiologie der weiblichen Genitalien, werden wir auch die der männlichen Geschlechtsorgane zusammen mit der Anatomie besprechen.

Die Besprechung des Mannes wird weniger Raum beanspruchen, als es die der Frau getan hat, weil die geschlechtlichen Funktionen im Leben des Mannes nicht die alles beherrschende Rolle spielen, welche der Tätigkeit der weiblichen Genitalorgane eigen ist.

Die Aufgabe, welche die Natur der Frau zugewiesen hat, ist, ganz der Erhaltung der Art zu leben. Beim Mann dagegen beschränkt sich bei der Arterhaltung seine Aufgabe darin, der Frau das befruchtende Element zuzuführen. Deshalb ist die Frau durch und durch Geschlechtswesen, der Mann auch Geschlechtswesen.

Symbolisch drückt sich dies auch bei den Geschlechtsorganen aus; bei der Frau befinden sie sich im Zentrum des Körpers, beim Mann bilden nicht mehr als nur einen Anhang.

Von inneren Geschlechtsorganen kann beim Mann nicht so, wie bei der Frau geredet werden. Zwar befinden sich innerhalb der Beckenhöhle einige kleinere, gewiss nicht unwichtige Gebilde, sie spielen aber doch nicht mehr als eine sekundäre Rolle und werden also am besten zusammen mit und in Anschluss an die äußeren Geschlechtsorgane besprochen. Dagegen werden wir uns mit dem Produkt der männlichen Geschlechtsdrüsen, den Spermatozen, ausführlicher zu befassen haben.



In Abbildung VII sind die Genitalien mit den anliegenden Organen schematisch im Sagitalschnitt dargestellt. Die paarigen Organe sind schräg schraffiert und nicht durchschnitten gezeichnet (Es sind also die in der rechten Körperseite gelegenen Organe, welche in dieser Abbildung nach vorne von der Durchschnittsfläche zu denken sind).

Die übrigen Organe und Gewebe sind mit anderen Schraffuren oder in Schwarz und Weiß angedeutet und in der Mitte längs durchschnitten abgebildet.

Paarig sind die Hoden (Testes, Testikel, Nr. 18) mit Nebenhoden, an welchem man den Kopf (Nr. 17) und Schwanz (Nr. 22) unterscheidet; die Samenleiter (Nr. 15), auf deren verschiedene Abschnitte wird noch zu sprechen kommen; die Samenbläschen (Nr. 8); die Cowperschen Drüsen (Nr. 12) mit ihren Ausführungsgängen.

Unpaarig sind der Penis (Glied), dere Hodensack (Scrotum, Nr. 23) und die Vorsteherdrüse (Prostata, Nr. 9).

Von kleinen Gebilden, die für die Praxis des Lebens keinen Wert haben, sehen wir ab, wie wir sie auch bei den weiblichen Organen nicht in Betracht gezogen haben.

Von den nichtgeschlechtlichen Teilen sind die Schambeinverbindung (Symphysis) und die Harnblase im Durchschnitt dargestellt.

Das letztgenannte Organ (Nr. 3) gehen am Blasenhals (Nr. 7), wo es - wie bei der weiblichen Blase - einen (nicht abgebildeten) kräftigen Schließmuskel besitzt, in die Harnröhre (Urethra, Nr. 11) über. Die Blasenhöhle (Nr. 4) ist als einzige in Betracht kommende Körperhöhle mit ihrem Ausführungsgang punktiert angegeben. Dass dieser, also die Harnröhre, viel länger ist als bei der Frau und sowohl als Ausfuhrweg für den Harn wie für den Samen dient, sei hier gleich vorweggenommen.


Der Penis, dessen vorderer, 9 bis 10 cm langer Teil frei hervorragt, oder, besser gesagt, hängt, besitzt - außer diesem sichtbaren Teil - ein hinteres Stück, die Wurzel, die unter der Haut des Dammes und dem Ansatz des Hodensacks, dem Auge verborgen, aber für den fühlenden Finger deutlich erkennbar, verläuft.

Die nach oben gekehrte Seite dieses Teils des Penisschaftes liegt unterhalb der Symphyse in dem Schambeinbogen und ist mit dem Beckenknochen fest und breit verbunden, wodurch das Organ seinen Halt bekommt.

Die Körpermasse des Pensis besteht so gut wie ausschließlich aus kavernösem (1) Gewebe, d.h. aus schwammigen Blutgefäßgebilden, die sich bei starkem Blutandrang ausdehnen und prall füllen. Sie werden Schwellkörper (corpora cavernosa) genannt. Alles, was in der Abbildung VII waagrecht und kreuzweise schraffiert ist (Nr. 16 und Nr. 20) gehört zu ihnen.

Das männliche Glied besteht aus einemm Harnröhrenschwellkörper und zwei Penisschwellkörpern. Diese sind paarig angelegt, jedoch innig verbunden, sodass man sie als ein Ganzes betrachten kann, das den größten Teil des frei hängenden Gliedes, und zwar seinen dorsalen Teil (Rückenteil = beim hängenden Penis den nach vorne sehenden, vom Hodensack abgewendeten Teil) bildet. In der Abbildung ist der Durchschnitt der Penisschwellkörper kreuzweise schraffiert (Nr. 20) dargestellt. Der hintere Teil dient der Befestigung am Schambeinbogen.

Der Harnröhrenschwellkörper ist in seinem längsten, mittleren Stück ein verhältnismäßig dünner Schaft, der die Harnröhre umschließt. Er bildet den Teil, welcher beim hängenden Glied der Vorderwand des Scrotum (Hodensack) zugewendet ist (waagrecht  schraffiert, Nr. 16). Nach hinten zu wird er viel stärker und bildet dort den bereits erwähnten, unterhalb der Basis des Scrotum fühlbaren Teil des Penis, der als Harnröhrenzwiebel (Bulbus urethrae) bekannt ist. 


Nach der Spitze des Penis zu wird das Corpus cavernosum urethrale plötzlich breiter und bildet die Eichel (die Glans penis, ebenfalls waagrecht schraffiert, Nr. 26), welche die Penisschwellkörper überragt und damit die ganze Spitze des Organs einnimmt.

Der Schwellkörper der Eichel wird absonderlich benannt: Corpus cavernosum glandis. Harnröhrenschwellkörper mit Eichelschwellkörper und Penisschwellkörper sind fest untereinander verbunden, sodass sie praktisch ein Ganzes ausmachen, das auch als Ganzes auf Reize reagiert.

Mögen diese Reize nun direkt vom zentralen Nervensystem ausgehen oder örtlich einwirken, das Ergebnis ist das gleiche: die Erektion, die Vergrößerung, Steifung und Aufrichtung des Gliedes durch verstärkte und schließlich maximale Blutfüllung seines Schwellkörperkomplexes.

Die Corpora cavernosa sind in kräftigen Faserhüllen eingeschlossen, welche so viel Elastizität und Dehnungsfähigkeit besitzen, dass eine bedeutende Vergrößerung und Spannung möglich ist, die aber andererseits der Gewebsmasse Halt und Festigkeit verleihen und einer Überdehnung vorbeugen.


Die Haut des Penis ist fast haarlos, dünn, zart, elastisch und dehnbar.

Sie liegt den von ihr bedeckten Teilen unmittelbar, ohne nennenswerte Fettschicht, an, bleibt aber von ihnen getrennt, sodass sie sich leicht verschieben lässt. An der Spitze des Organs bildet sie ringsum derart eine Doppelfalte, dass sie nicht an der Spitze der Eichel, sondern weiter rückwärts, 2 bis 3 mm hinter ihrem Rande, an der oberen vorderen Kante des eigentlichen Peniskörpers festgeheftet ist.

Die so gebildete Hautduplikatur ist die Vorhaut, das Praeputium (Nr. 28).

Im Knabenalter überragt sie die Glans penis rüsselartig. Beim Erwachsenen dagegen wird gewöhnlilch die Eichel, in der Vorhautöffnung leicht hervortretend, gerade sichtbar. Die Vorhautöffnung ist normalerweise genügend weit und das Praeputium selbst so elastisch und verschiebbar, dass es sich leicht zurückschieben lässt. Erst dann wird die Gestalt der Glans penis,, die sich vorher durch die Bedeckung hin nur leicht abzeichnete, deutlich in der Form eines stumpfkegelförmigen Körpers erkennbar, der an der Rückseite des Penis umfangreicher und länger ist, als an der Scrotalseite des Organs. Demzufolge verläuft auch der hervortretende hintere Rand der Eichel, die Corona glandis, nicht ringförmig, sondern in Gestalt eines Ovals, dessen Ebene schief zur Achse des Penis liegt.

Infolgedessen ist der Vorhautsack, auch Praeputialsack genannt (das ist also der Raum, der sich zwischen Eichel und innerem Vorhautblatt befindet und in der Abbildung tiefschwarz - Nr. 27 - gezeichnet ist), an der Rückseite des Penis bedeutend tiefer und geräumiger als an der entgegengesetzten Seite. An dieser Stelle besteht in der Mittellinie eine bändchenartige Verbindung zwischen Eichel und Praeputium, die sich beim Zurückziehen der Vorhaut anspannt und ein zu weites Zurückziehen verhindert.

Dieses Bändchen heißt das Vorhautbändchen, Frenulum praeputii (Nr. 24).

Es hat sein Analogon in dem Kitzlerbändchen, das wir bei den weiblichen Organen kennengelernt haben, wie übrigens auch die anderen zur Clitoris gehörenden Gebilde (Eichel, Schaft, Schwellkörper, Vorhaut, Vorhautsack) diesselben sind wie beim Penis. Die Clitoris ist denn auch - sowohl entwicklungsgeschichtlich wie in ihrer Zusammensetzung - als eine verkleinerte Art des Penis (ohne dessen Durchbohrung durch die Harnröhre) zu betrachten. Da wir bei der Besprechung des Praeputialraums der Clitoris ausführlich der Ausscheidungsprodukte der Talgdrüsen und der Notwendigkeit der sorgfältigen Entfernung dieses Talges gedacht haben, erübrigt sich eine Wiederholung. Zwar ist die Produktion und Ansammlung von Talg in der Rinne hinter der Corona glandis (Eichelrand) gewöhnlich nicht so ausgiebig, wie bei manchen Frauen, und die Absonderung von Riechstoffen nicht so hervortretend, wie bei der Frau und auch bei vielen Tierarten in der Brunstzeit bei den Männchen, aber im Großen und Ganzen gilt doch auch für den Mann in dieser Hinsicht dasselbe wie für die Frau. Auf eine regelmäßige Reinigung des Praeputialsacks, besonders der erwähnten Rinne, muss deshalb - schon um Entzündungen vorzubeugen - unbedingt geachtet werden.

Die Glans penis ist von einer Fortsetzung des inneren Blattes der Vorhaut, also von einer haarigen Bedeckung, die aber nicht wie Haut aussieht, überzogen. Am Rande der Harnröhrenmündung geht diese in die Schleimhaut der Urethra über. Die Haut der Eichel besitzt sehr zahlreiche Nervenendungenn verschiedener Gattung, welche durch viele Nervenfäden untereinander verbunden sind, sodass ein dichtes Netz von feinsten nervösen Apparaten vorhanden ist, welches sich besonders dazu eignet, alle mechanischen Reize, auch die geringsten, aufzunehmen und durch weitere Nervenbahnen dem Gehirn zu übermitteln, das sie - soweit es sich nicht um starke, bedeutenden Schmerz verursachende Reize handelt - als Wolllustgefühle empfindet.
Als Stelle, welche für die Auslösung dieser Gefühle am allerempfindlichsten ist, zeigt sich, stärker noch als der Eichelrand, welche in dieser Hinsicht ebenfalls eine Vorzugsstellung einnimmt, die untere Seite der Eichel, insbesondere die Gegend des Vorhautbändchens.

Auch hier finden wir also die Gleichartigkeit mit der Clitoris, bei welcher wir auch das Clitorisbändchen und die Unterseite des Kitzlers, wo es festsitzt, als die empfindlichste Stelle für Wolllustreize kennengelernt haben.

Die Vorhaut besitzt gleichfalls viele Nervenendungen, welche demselben Zweck dienen, und ebenso wie die übrige Penishaut, wenngleich in weniger ausgiebigem Maße, mit Wahrnehmungsorganen versehen, deren Reizung einen derartigen, wenn auch weniger intensiven Effekt hervorruft.

Die mechanische Reizung dieser Nervenendungen hat auf reflektorischem Wege einen Blutandrang zu den Corpora cavernosa, und damit die Erektion des Gliedes, zur Folge, welche auch direkt vom Gehirn aus durch Einwirkung psychischer Vorstellungen zustande gebracht werden kann. Diese Art des Zustandekommens der Erektion durch der Sexualsphäre entstammende Vorstellungsbilder ist wohl die gewöhnlichste; die mechanischen Reize tretens meistens erst nachher in Aktion.

Außerhalb dieser Reize können auch solche, welche von den Beckeneingeweiden ausgehen, eine Erektion zur Folge haben; man denke an die morgendliche Steifung des Gliedes, welche häufig beim Erwachen beobachtet wird und reflektorisch durch die starke Füllung der Harnblase während des Schlafes verursacht wird. In Krankheitsfällen kann direkt vom Rückenmark aus eine Erektion, mitunter in schmerzhaftem Grade und von langer Dauer, entstehen. Das Reflexzentrum für die Erektion ist jedoch nicht im Rückenmark gelegen, sondern eher im "sympathischen Nervensystem" des Beckens zu suchen.


Durch die Erektion wird der vorher schlaffe und zum Geschlechtsakt völlig ungeeignete Penis zu einem elastisch-steifen Organ, das sich besonders dazu eignet, den sich aus ihm ergießenden Samen tief in die Scheide zu deponieren, weil es, sich gegen den Bauch des Mannes erhebend, eine Richtung annimmt, und eine leichte Krümmung nach hinten darbietet, welche der Richtung und Krümmung der Vagina nach vorne genau entsprechen.

Auch ist, normale Verhältnisse vorausgesetzt, die Größe des erigierten Gliedes (dabei angenommen, dass es meistens nicht ganz bis zu seiner Wurzel in die Vagina eindringt, und dass diese eine beträchtliche Dehnbarkeit auch der Länge nach besitzt) den Abmessungen der Scheide ungefähr entsprechend. Allerdings bestehen bedeutende Unterschiede, auf welche wir später eingehen werden. Die Länge der freien Teile des Penis im Erektionszustand beträgt 14 bis 16 cm, sein Umfang in der Mitte gemessen 12 cm.

Die Erektion endet, nachdem sich die Reize, welche sie verursachen, ausgewirkt haben, durch Abschwellung der Corpora cavernosa infolge verringerter Blutzufuhr.


Harnröhre (Urethra) nennt man den langen, gebogenen Ausfuhrkanal der Blase, welcher den Penis exentrisch durchsetzt. Sein allleroberster, d.h. der Harnblase am Nächsten gelegener Teil, dient ausschließlich dem Harnabfluss. Von da an, wo die Samenleiter in ihn münden (in der Abbildung die Nr. 11) dient er außerdem als Ausfuhrweg für die Samenflüssigkeit.

Die Urethra lässt sich nach den von ihr durchlaufenden Körpergegenden in drei Teile gliedern. Die erste, innerhalb des Beckens verlaufende, geht bei dem aufrecht stehenden Mann ungefähr senkrecht nach abwärts (was in Abbildung VII richtig angezeigt wird). Er wird größtenteils von der Vorsteherdrüse (schwarz gezeichnet, Nr. 9) umschlossen. Von der Blase wird er durch den kräftigen Blasenmuskel getrennt.

Unterhalb des Schambeinbogens (in dem Teil, welcher in der Abbildung VII weiß gelassen ist), zwischen Vorsteherdrüse und waagrecht schraffiertem Schwellkörper, durchsetzt die Harnröhre, die Richtung ändernd, den muskulösen Beckenboden und geht in den Dammteil über. Dieser Teil, der also unterhalb des Dammes liegt, verläuft in der Peniswurzel und hat deren fast horizontale, aber auch ein wenig aufsteigende Verlaufsrichtung. Bei der zweiten, diesmal nach unten gerichteten Krümmung, dort also, wo der frei hängende Penis beginnt, fängt der Penisteil der Harnröhre im engeren Sinne des Wortes an.

Der zweite und dritte Teil verlaufen zusammen, wie die Zeichnung zeigt, innerhalb der Schwellkörper. Sie werden als "vordere Harnröhre" bezeichnet, während der kleine, senkrecht verlaufende Beckenteil als "hintere Harnröhre" angedeutet wird. Die vordere Harnröhre hat bei schlaffem Penis eine Länge von ungefähr 15 cm. Ihre nach unten gerichtete Krümmung kann durch Aufheben des Gliedes gegen die Bauchdecken leicht ausgeglichen werden. Sie wird von selbst aufgehoben, wenn eine Erektion eintritt. Bei erigiertem Penis verläuft also die (sich mit den Schwellkörpern verlängernde) vordere Urethra in sanftem Bogen steil aufwärts. In der Eichel erweitert sich die Harnröhre, verengt sich an ihrer Mündung auf die Spitze der Glans penis wieder und bildet in Form eines vertikalen Spalts dort überhaupt die engste Stelle während ihres ganzen Verlaufs.


In der vorderen Urethra finden sich ziemlich viele kleine Schleimdrüsen, welche zusammen mit den beiden erbsengroßen Cowperschen Drüsen, deren Lage und Ausfuhrgänge aus der Zeichnung ersichtlich sind (Nr. 12) unter Einfluss sexueller Erregung eine geringe Menge eines alkalischen, klaren, dünnen, sehr schlüpfigen Schleimes absondern. Diese Absonderung, die der Schleimsekretion der Vorhofschleimdrüsen der Frau an die Seite zu stellen sind, entbehrt nicht der praktischen Bedeutung. Sie dient dazu, die Glans penis schlüpfrig zu machen und dadurch die Einführung des Gliedes in die Scheide zu erleichtern. Und weiter kann sie den Zweck erfüllen, die Urethra - welche durch den Durchgang des verhältnismäßig stark sauer reagierenden Harns benetzt ist, deren Reaktion für die Samenzellen ungünstig ist - für die Passage des Samens geeigneter zu machen, indem sie das Milieu durch ihre eigene alkalische Reaktion umstimmt. Meines Erachtens ist aber die erstgenannte Wirkung dieser Schleimsekretion wichtig, weil die geringe Menge Urin, die in der Harnröhre verbleiben kann, gegenüber der relativ viel größeren Menge Samen, welcher nachher (sehr rasch) durchtritt, nur wenig zu bedeuten hat.

Die Schleimabsonderung kann die Erektion des Penis und seiner örtlichen Reizung folgen, also eine zweite örtliche Phase der sexuellen Erregung darstellen. Öfter jedoch bildet sie die erste örtliche Phase dieser Erregung und zeigt sich schon bei noch schlaffem, jedenfalls nicht vollständig erigiertem Glied.

Das ist besonders dann der Fall, wenn die geschlechtliche Erregung durch rein physische Vorstellungen erfolgt, sei es nun, dass diese Vorstellungen durch Gedanken, Lektüre, Bilder, also ohne die direkte Beteiligung einer Frau erweckt werden, sei es, dass sie durch physischen Kontakt mit einem begehrten weiblichen Wesen, also beim Vorspiel der geschlechtlichen Vereinigung entstehen.

Diese Absonderung wird von ängstlichen und unerfahrenen, um ihre Gemütsruhe oder ihre Gesundheit allzusehr besorgten Jünglingen oft für eine Samenentleerung gehalten. Sie hat damit nichts anderes zu tun, als dass sie eine Vorbereitung für die Entleerung darstellt und einen Wunschzustand der Psyche in dieser Richtung verrät.

Über die Schleimabsonderung ist schließlich noch zu bemerken, dass sie, besonders in Fällen, wo die Erektion in Hauptsache durch mechanische Reizung zustande kommt und die psychische Beteiligung nur eine bedingte ist, oft ausbleibt. Fehlt dann auch die Schleimabsonderung der Vorhofdrüsen bei der Frau infolge der mangelnden psychischen Vorbereitung zum Geschlechtsakt, so kann dieser erschwert oder für beide Beteiligten schmerzhaft werden.


Die Hoden (Testes, Testikel) liegen als eiförmiger Körper im Hodensack (Scrotum).

Der linke hängt meistens etwas tiefer herab, wodurch das Scrotum einen leicht asymmetrischen Aspekt bekommt. Er ist das normale Verhältnis, wenn die Mitte des Scrotum etwas weiter als die Spitze des hängenden Penis herabreicht. Die Haut des Hodensacks hat eine dunkle Farbe; sie ist mit vielen Haaren besetzt; eine Fettschicht fehlt völlig. Unter der Haut liegen dichte Züge glatter (unwillkürlicher) Muskelfasern, welche sich infolge verschiedenartiger Reize (zum Beispiel durch Kälte) zusammenziehen und aus dem schlaffen Sack einen runzeligen Beutel machen, der seinen Inhalt straff umschließt.

Das Scrotum ist durch eine Zwischenwand, auf die die Muskelfasern übergehen, in zwei Fächer geteilt, deren jedes einen Hoden mit Nebenhoden enthält. Der Zwischenwand entspricht außen eine über den Sack verlaufende Naht, die sich nach hinten auf den Damm, nach vorne auf die untere Seite des Penis, fortsetzt.

Hoden und Penis liegen sehr nahe beieinander. In den ersteren werden werden die Samenzellen gebildet, durch den zweiteren verlassen sie den Körper. Um von der einen Stelle zur anderen zu gelangen, müssen sie aber einen langen Umweg durch das Innere des Körpers machen.

Auch sehen wir den Weg, den der Hoden bei seinem Abstieg aus der Bauchhöhle in das Scrotum nahm, im Verlauf des Samenstrangs immer wieder vor uns. Dieser besteht aus dem Samenleiter sowie aus Gefäßen und Nerven und zieht durch den oberhalb des Schambeins gelegenen Leistenkanal hinab zum hinteren Rand des Hodens.

Testikel, Nebenhoden und Samenstrang sind (an jeder Seite für sich) von Hüllen umgeben, welche den verschiedenen Schichten der Bauchwand entsprechen. Zusammen damit verlaufen Muskelbündel, die den Hoden etwas hinaufziehen können. Dieses Hinausziehen findet zusammen mit der Kontraktion der Hauptmuskel des Hodensacks statt. Das gleiche geschieht in Form einer typischen Reflexwirkung, durch welche der Hoden der einen Seite in sichtbarer Weise in die Höhe geht, wenn die Innenfläche des gleichseitigen Oberschenkels mit kräftigen und  kurzen Reibungen gereizt wird.


Der vollentwickelte Hoden hat eine Länge von 4 bis 4,5 cm, höchstens 5 cm, und eine Breite und Dicke von 2 bis 2,8 cm. Er ist 15 bis 26 Gramm schwer. Der linke Hoden ist der größere. Die Lage ist so, dass man im Stehen an den Hoden einen oberen und einen unteren Pol zu unterscheiden hat. Die Gefäße und Nerven treten an der hinteren Seite des Organs ein. Neben den Gefäßen liegt der Nebenhoden dem Hoden an und umgreift ihn von hinten als länglicher Wulst. Der Kopf des Nebenhodens (Nr. 17) sitzt auf dem oberen Pol des Hodens (Nr. 18) auf. Die beiden steht dort in inniger Verbindung, indem sich die Kanäle des Testikels in den Nebenhoden fortsetzen. Der Schwanz des Nebenhodens (Nr. 22) setzt sich am unteren Hodenpol in den sofort nach hinten umbiegenden Samenleiter fort.

Der Hoden wird durch verschiedene, regelmäßig angeordnete Zwischenwände in pyramidenförmige Läppchen verteilt. In jedem Läppchen befindet sich ein Knäuel von feienen, stark gewundenen, innig durcheinandergeschlungenen Kanälchen, in denen die Bildung der Samenfäden vor sich geht. Diese Kanälchen sind so eng, dass nur noch etwa ein dickes Haar passieren würde. Nach der Stelle zu, wo die Spitzen der Läppchen zueinander kommen, werden die gewundenen Kanälchen gerade, gehen ineinander über, und schließlich geht aus jedem Hodenläppchen nur ein Kanälchen hervor. Sie münden dann in einem Netzwerk von feinen Röhrchen, das nur in dem Testikel selbst gelegen ist, sich jedoch, wie bereits angemerkt, in dem Röhrensystem des Kopfes der Nebenhoden fortsetzt. Die Röhrchen dieses Systems verlaufen wieder stark gewunden. Sie kommen oben in einem einzelnen Kanal zusammen, der in starken Schlängelungen, den Körper des Nebenhodens bildend, zu seinem Schwanz abwärts steigt und dort in den Samenleiter, der auch anfangs noch Schlängelungen (wenngleich nicht so ausgesprochene) zeigt, übergeht. Eine schematische Wiedergabe der Verhältnisse findet man in Abbildung VIII A.


Die Samenbildung findet beim Menschen kontinuierlich statt; sie beginnnt mit der Mannbarkeit und geht bis in hohe Greisenalter hinein. Man findet in den gewundenen Hodenkanälchen die verschiedensten Entwicklungsstufen der Samenzellen nebeneinander, deren Entstehung langsam vor sich zu gehen scheint.

Die Zellen, Samenfäden, Spermien oder Spermatozoen (wörtlich: lebende Wesen der Samenflüssigkeit) oder Spermatozoiden, gehören zu den kleinsten Spermienformen, d.h. die Spermien vieler (auch kleinerer) Tiere sind größer als die des Menschen, die 50 bis 60 Tausendstel eines Millimeters lang sind.

Sie bestehen nach Abbildung VIII B aus dem Kopf, dem Halsstück und dem Schwanz. Der Kopf hat eine plattbirnförmige Gestalt und nicht nach dem freien Rande zu kantig verdünnt. Er bildet den Hauptteil der Zelle, das eigentliche befruchtende Element, an das die Eigenschaften von Art und Individuum gebunden sind. Seine Maße sind: 4,2 Tausendsel eines Millimenters lang; 3,1 breit; 2 dick (nach der Kante zu nur 0,2 dick). Das Halstück bildet die Verbindung zwischen Kopf und Schwanz. Dieser ist verhältnismäßig sehr lang und dient als Bewegungsapparat. Mit ihm führen die Spermien lebhaft schlängelde Bewegungen aus, die stark an die Schwimmbewegungen eines Aals, manchmal auch an die Schläge einer Geißel erinnern. Die Beweglichkeit setzt aber erst ein, wenn die Spermatozoen mit den Absonderungsprodukten der Samenblasen und der Vorsteherdrüse in Berührung kommen. Solange sie sich dagegen im Hoden und im Kopf des Nebenhodens befinden, sind sie die Spermatozoiden völlig unbeweglich und größtenteils noch unreif. Erst während des Vorrückens in den Ausfuhrgängen des Hodens und des Nebenhodens kommen sie zur vollen Reife. In den zahlreichen Windungen des Nebenhodenganges, der als ein umfangreicher Speicher für die Spermien betrachtet werden kann, wird ihnen wahrscheinlich ein flüssiges Absonderungsprodukt der Wände beigemmischt, wodurch schon eine mehr spermaähliche Flüssigkeit entsteht.

Wenn also die Eigenbewegung der Spermien für ihre Weiterbeförderung in den männlichen Geschlechtsorganen nicht in Betracht kommt, ist es als wahrscheinlich zu erachten, dass diese Weiterbeförderung in den Hoden selbst einfach durch allmähliches Nachrücken des Sekrets stattfindet, wobei der abwechselnde Druck der muskulösen Nebenapparate helfend einwirkt. In den Nebenhoden mag dieses Nachrücken auch noch seinen Einfluss ausüben. Die Weiterbewegung wird dort aber unterstützt von der ununterbrochenen Tätigkeit der Flimmerhärchen, welche die Wände der Nebenhodenkanäle auskleiden und eine Kapillarströmung in der Richtung zum Samenleiter unterhalten.

Im Samenleiter besorgt dann seine eigene Wandmuskulatur, besonders die kräftige Ringmuskelschicht, den Transport, indem sie den Inhalt des Kanals durch eine nach oben fortschreitende Kontraktion seiner Wand immer wieder hinaufpresst. Wahrscheinlich übt dabei die der Kontraktionswelle folgende Wiederausdehnung des Samenleiters eine Saugwirkung auf die hinteren Abschnitte aus, die sich bis in das Kanalssystem des Nebenhodens fortpflanzt.

Die letzte Strecke, den Weg durch Urethra, legt das Sperma mit größter Schnelligkeit bei der Ejakulation zurück.

Die hier angesprochenen Fragen haben nicht nur wissenschaftliche Bedeutung. Sie sind sogar von großer praktischer Wichtigkeit, weil ihre richtige Beantwortung von fehlerhaften Gedankengängen abhält. So wird zum Beispiel durch das oben Gesagte erklärt, weshalb das Sperma bei schnell aufeinander folgenden Ejakulationen, sagen wir also bei oft in kurzer Frist wiederholtem Coitus, nicht nur mengenmäßig abnimmt, sondern immer weniger normal bewegliche Spermatozoen und mehr anormale und unbewegliche Samenfäden enthält.


Die Bewegung der Spermatozoiden findet in der Spermaflüssigkeit und in den normalen Sekreten der weiblichen Geschlechtsorgane automatisch statt. Offen ist die Frage, ob sie sich während ihres Lebens in den weiblichen Organen immerfort bewegen oder zeitweilig ruhen, und ob sie aus den weiblichen Absonderungsprodukten, inmitten deren sie sich befinden, ober aus der Spermaflüssigkeit selbst Stoffe aufnehmen können, welche dazu dienen würden, die bei den verhältnismäßig sehr großen Bewegungsanstregungen verlorengegangenen Spannkräfte zu ersetzen. Die Möglichkeit einer solchen Ernährung durch die Umgebung ist nicht von der Hand zu weisen.

 Und auch das zeitweise Aufhören der Bewegung, also eine Ruhepause, ist nicht auszuschließen, weil wir doch gesehen haben, wie die Bewegung nach Beimischung bestimmter Stoffe erst einsetzt, während die Bewegungsfähigkeit schon vorher vorhanden war.


Die Lebensdauer der Spermien in den weiblichen Organen wird sehr verschieden angegeben. Die einen nehmen 24 bis 26 Stunden an, die anderen 8 oder gar 14 Tage. Ich selbst glaube aufgrund von praktischen Erfahrungen eher an eine verhältnismäßig lange Lebensdauer.

Die Geschwindigkeit der Fortbewegung beträgt unter dem Mikroskop etwa 3 mm in der Minute, was darauf hinaufläuft, dass eine Spermie in der Sekunde einen Abstand zurücklegt, der ungefährt seiner Länge gleich ist. Die Bewegung geschieht mit verhältnismäßig großer Kraft, sodass Hindernisse zur Seite gestoßen werden, und immer gegen den Strom. Da nun in den weiblichen Geschlechtsorganen von den Flimmerhaaren ein nach außen gerichteter Strom erzeugt wird, müssen die Spermien immer nach oben, das heißt in der Richtung der Eierstöcke, schwimmen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Kapillarstrom dabei doch die Geschwindigkeit der Vorwärtsbewegung beeinträchtigt. Jedenfalls nimmt man an, dass im Uterus die Spermien nr alle drei Minuten 1 bis 15 mm vorwärts kommen, sodass sie, aus der Spermamasse in den äußeren Muttermund eindringend, in 1,5 bis 3 Stunden in der Höhle des Gebärmutterkörpers angekommen sein werden. Einige Stunden später können sie dann im Eileiter sein, wo sie in der lateralen Hälfte dieses Organs dem Ei begegnen.

Eines der Spermatozoen bohrt sich in das Ei ein, und sein Kopf verschmilzt mit dem Eikern, wodurch die eigentliche Befruchtung erfolgt. Diese kann also frühestens etwa acht Stunden nach dem Coitus stattfinden.

Und nach wieviel Zeit spätestens (sofern inzwischen nicht ein erneuter Coitus stattfunden hat)? Das lässt sich schwer bestimmen. Wir müssen diese Zeit jedoch wohl als beträchtlich ansetzen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass noch acht bis zehn Tage nach einem Coitus ein diesem herstammendes Spermatozoen die Befruchtung eines Eies besorgen kann. Dagegen glaube ich nicht, dass Spermien, die von einer Geschlechtsvereinigung vor der Menstruation herrühen, viel Aussicht haben, diese, in der Tube versteckt, zu überleben und zur Befruchtung des nächsten Eies fähig zu bleiben, wenngleich ich diese Möglichkeit nicht kategorisch ausschließen will, vor allem, dannn, wenn die nächste Ovulation verfrüht stattfindet.


Was geschieht mit den Spermatozoen, die nicht zur Verschmelzung mit dem Ei gelangen?

Dies sind alle, minus eines, das befruchtete; denn das Ei nimmt nur ein einziges zur Befruchtung an, dann verschließt es sich sofort allen anderen. Und da bei jedem Coitus (soweit er nicht zu rasch auf den vorhergehenden folgt) etwa 200 bis 500 Millionen Spermien in die Scheide eingebracht werden, müssen jedesmal ungeheure Mengen zugrundegehen.

Ein großer Teil verlässt die Scheide mmit dem wieder ausfließenden Sperma. Ein zweiter, ebenfalls sehr bedeutender Teil geht in der Vagina ziemlich rasch zugrunde, weil die Spermien die zu saure Reaktion des Scheidensinhalts nicht vertragen.


Die abgestorbenen Samenfäden fallen auseinander. Ihre Reste werden teilweise durch den Ausfluss oder durch Waschungen usw. entfernt. Zum anderen Teil werden die sich aus ihnen ergebenden Stoffe, zusammen mit anderen im Sperma enthaltenen, durch die Vaginalwand aufgenommen und gehen in die Körpersäfte über.

Ein kleiner Teil der Spermien gelangt in den Uterus. Auf dem Wege zur Tube gehen wieder die allermeisten von ihnen zugrunde; es vollziehen sich mit ihnen ähnliche Vorgänge wie die schon erwähnten. Nur ist die Aufnahmefähigkeit der Uterusschleimhaut für die Dekompositionsstoffe der Samenfäden größer als die der Scheidenwand. Und außerdem dringen manche Spermien regelrecht in die Uterusschleimhaut ein. Sie sind in allen Stadien der Auflösung und zwischen den Zellen gefunden worden. Dass ihre Substanz dadurch noch besser resorbiert wird und dabei mit den Körpersäften den ganzen Körper der Frau durchdringt, liegt auf der Hand.

Es gelangen schließlich nur verhältnismäßig sehr wenige der ejakulierten Spermatozoen in die Eileiter. Dort erwartet sie  (mit Ausnahme bestenfalls des eines, welche dazu bestimmt ist, das Leben fortzusetzen) dasselbe Los, dem alle übrigen anheimfielen. Nur ist ihre Anwesenheit in der Schleimhaut nicht wie im Uterus beobachtet worden. Wahrscheinlich werden die Reste der abgestorbenen Spermien durch die Fommerbewegung zum Uterus zurückbefördert.

Ganz wenige, welche am längsten ausgehalten haben und sich am kräftigsten fortbewegt haben, erreichen schließlich die freie Bauchhöhle. Dort werden sie von den Phagozyten (weiße Blutkörperchen), die im Körper den Aufräumdienst versehen, angegriffen und innerhalb von zwanzig Stunden von ihnen verzehrt und weggeschafft.


Die Vorsteherdrüse (Prostata) ist ein kastanienförmiges Organ, welches die hintere Harnröhre derart umschließt, dass sein größter Teil hinter, ein viel kleinerer Teil aber vor dem Kanal liegt.

Die Vorderseite der Drüse nähert sich dem unteren Rand der Symphyse; in ihrer oberen Fläche befindet sich der Blasenhals eingebettet. Die hinter Wand, die, wie in Abbildung VII (Nr. 9) gezeigt, auch nach unten sieht, liegt in der Nähe der vorderen Ausbuchtung des Mastdarms (diese Ausbuchtung wurde bei der Anatomie der weiblichen Genitalien beschrieben und abgebildet) und ist von dort aus mit dem eingeführten Finger leicht zu ertasten. Der untere Pol der Prostata schließlich sitzt auf dem muskulösen Beckenboden auf, gerade oberhalb des Eintritts der Urethra in den Schwellkörperteil des Penis.

Das Organ besteht aus einer großen Zahl Einzeldrüsen, die durch Bindegewebe voneinander geschieden sind, das viele glatte Muskelelemente enthält, während der ganze Drüsenkomplex von einer derartigen Wand umgeben ist.

Durch diese Anordnung kann die Zusammenziehung der Muskelfasern, welche auf der Höhe des Geschlechtsaktes reflektorisch (also unwillkürlich) eintritt, das Drüsensekret aus den Ausfuhrgängen hervorpressen. Die etwa dreißig Ausfuhrgänge münden dicht nebeneinander an derjenigen Stelle der hinteren  Harnröhrenwand, wo die beiden Samenleiter ebenfalls, und zwar auf dem Samenhügelchen münden (Nr. 10).

Dieser Samenhügel wölbt sich als länglich-rundliche, etwa 3 mm hohe und 3 mm breite Erhabenheit in der Mitte des Prostatateils der Harnröhre, von deren hinteren Wand her in die Lichtung des Kanals vor.

Seine Länge lässt sich nicht genau angeben, da er in eine Art Längsleiste der Harnröhrenschleimhaut ausläuft; man kann sie aber mit 7 bis 8 mm annehmen. Er besteht hauptsächlich aus Schwellgewebe, wie wir es in den verschiedenen Schwellkörpern kennengelernt haben, reichlich mit elastischem und glattem Muskelgewebe durchsetzt.

Die Absonderungsprodukte der Prostatadrüsen bilden eine dünne, milchig getrübte, alkalische Flüssigkeit, die den "Spermin" genannten chemischen Stoff enthält, welcher dem Prostatasekret und damit dem Sperma seinen charakteristischen Geruch verleiht.

Das Sekret wird beim Geschlechtsakt zu gleicher Zeit mit der Samenflüssigkeit in die Urethra gepresst und mischt sich dort innig mit ihr. Es bildet einen großen Teil der ausgestoßenen Spermamasse und reizt die Spermatozoen zur Bewegung.


Über die Samenleiter wurde bereits Einiges erwähnt. Sie müssen jedoch in ihrer Verbindung mit den Samenampullen und den Samenblasen etwas ausführlicher besprochen werden.

Die Samenleiter haben eine beträchtliche Länge (ungefähr 45 cm), was mit dem Abstieg der Hoden aus der Bauchhöhle in den Hodensack zusammenhängt. Sie steigen, sich jederseits mit Gefäßen und Nerven zum Samenstrang vereinigend, unter der Haut zum äußeren Leistenring empor. Auf dieser Strecke ist der Samenleiter leicht der Betastung zugänglich. Wenn man den Inhalt des Scrotums, d.h. seine linke oder rechte Hälfte, halbwegs zwischen Hoden und Leistenring, durch die Finger gleiten lässt, fühlt man den Samenleiter als harten, runden Strang von der Stärke eines dünnen Bleistifts. Nachdem er den Leistenkanal durchlaufen hat, zieht er, vom Bauchfell bedeckt, in das kleine Becken hinab zum Blasengrund, wie Abbildung VII (Nr. 6) zeigt. Dort geht er in eine spindelförmige Erweiterung über: die Samenampulle.

Die Länge des Samenleiters ist praktisch wenigstens ebenso bedeutsam wie entwicklungsgeschichtlich. Denn seine Wirkung als Press- und Saugpumpe für die Weiterbeförderung des Hodenerzeugnisses kann viel ausgiebiger sein, weil er eine lange Röhre darstellt. Seine Länge vergrößert gleichzeitig seinen Inhalt und macht ihn dadurch geeignet, auch selbst schon als Reservoir (und somit nicht ausschließlich als Leitung) zu dienen - eine Funktion, die er aller Wahrscheinlichkeit nach auch beim Menschen mit dem gewundenen Kanals, der den Schwanz des Nebenhodens bildet, teit.

Als Reservoir dienen aber vor allem die beiden Samenampullen, die dem Blasengrund anliegen.

Sie haben ein höckeriges Aussehen und einen fächerigen Bau, sodass ihr Innenraum infolge der netzförmigen vorspringenden Leisten der Schleimhaut, zwischen denen sich grubige Vertiefungen befinden, unregelmäßige Ausbuchtungen aufweist. Die Ampullen sind 3 bis 4 cm lang und fast 1 cm breit. Hier sammelt sich die aus den Nebenhoden kommende Samenflüssigkeit an.

Mit der (reflektorisch erfolgenden) Kontraktion der Muskelwand dieser Behälter wird ihr Inhalt durch die feinen Ausfuhrgänge, welche die letzten Stücke des Samenleiters darstellen, in die Urethra gepresst. Durch diese Ausfuhrgänge gelangt zu gleicher Zeit der Inhalt der beiden Samenblasen, die sich zusammen mit den Samenammpullen kontrahieren, in die Urethra.

Die Samenblasen (Abbildung VII, Nr. 8) stellen zwei länglich abgeplattete Körper von 4 bis 6 cm Länge, 2 cm Breite und 1 cm Dicke dar, welche zwischen Blasen und Mastdarm liegen.

Die Beschreibung des inneren Baus der Ampullen ist auch auf sie übertragbar, jedoch mit dem Zusatz, dass jede Samenblase aus einem mehrfach gewundenen Hauptkanals mit zahlreichen Nebenkanälen besteht, die alle blind enden. Die Seitenkanäle münden in den Hauptkanal und dieser in das verjüngte untere Ende der Ampulle, sodass die Samenblase als ein mehr oder weniger selbstständig gewordenes Divertikel (in die Länge gezogene Ausbuchtung) der Samenampulle aufgefasst werden kann. Bei geschlechtsreifen Männern werden fast immer Spermien in den Samenblasen gefunden und eine Flüssigkeit, welche man in den Samenleiter einspritzt, füllt nicht nur die Ampulle, sondern dringt auch in die Samenblase ein, bevor sie durch den engen Ausfuhrgang in die Urethra tritt. Da solche Befunden jedooch ausschließlich an Toten gefunden ist, kann nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass daraus Rückschlüsse auf Lebene gezogen werden dürfen.

Am wahrscheinlichsten kommt es mir vor, dass die gewöhnlichen Behälter für das durch die Samenleiter beförderte Sekret die Samenampullen sind,, dass bei starker Füllung ein Teil ihres Inhalts allmählich in die Samenblasen übertreten kann und dass diese dadurch zu Hilfsbehältern für die Samenflüssigkeit werden.

Die hauptsächliche Aufgabe der Samenblasen haben wir jedoch in der Sekretion von Zusatzstoffen für das Sperma zu sehen. Ihr Sekret ist eine zähe, gelbliche, klebrige Masse, die sich in ganz frischem Sperma in Form kleiner Klümpchen wie Froscheier (ohne Kern) erkennen lässt und dem Ejakulat seine anfängliche Zähflüssigkeit verleiht. Indem sich diese Klümpchen aber sehr bald lösen, erhält das Sperma seine spätere, flüssigere Beschaffenheit.

Die für die Aktivität der Spermatozoen vorteilhaften Eigenschaften des Samenblasenkerns haben wir bereits angesprochen. Es wirkt sich weiterhin günstig durch die Vergrößerung der Masse der Samenflüssigkeit, wodurch die Spermien mehr verteilt werden. Ob die eigentümlichen Konsistenzeigenschaften dieses Absonderungsprodukts besondere Bedeutung für die Spermatozoiden haben, ist nicht bekannt.

Die Endstücke des Samenleiters, die den Inhalt der beiden Samenampullen und Samenblasen zusammen in die Harnröhre führen, sind nur 2 bis 2,5 cm lang; sie durchsetzen die Vorsteherdrüse in schräger, konvergierender Richtung; sie münden sehr dicht nebeneinander auf der Kuppe des Samenhügels.

Anfangs beträgt ihre Weite noch 2 mm, sie verjüngt sich bald auf 0,5 mm, sodass die durchgepresste Samenmasse in sehr kräftigen, feinen Strählchen in die Urethra ausgespritzt werden, was für den weiteren Vorgang von größter Wichtigkeit ist.

Durch die Ejakulation (Ausspritzung) wird der männliche Samen schließlich hinausbefördert.

Sie bildet den Zweck, den Gipfel und den eigentlichen Abschlusss der Geschlechtsvereinigung.

Da sich der angesammelte Samen beim Mann aber auch unabhängig vom Geschlechtsverkehr und unabhängig von jeder erotischen Reizung, sogar unbeeinflusst von sexuellen Gedanken, in vollkommen physiologischer Weise unwillkürlich entleeren kann, soll dieser Vorgang auch hier betrachtet werden.

Wenn durch die Summation der Reize (mögen sie nun mechanischer Art sein oder von der Peripherie stammen oder rein psychischen Charakter tragen oder aber ausschließlich durch Spannung der Samenampullen und Samenblasen entstehen) eine gewisse Schwelle überstiegen wird, zieht sich die glatte Muskulatur dieser vier Behälter reflektorisch zusammen und presst den Inhalt in feinsten, kräftigen Strahlen gegen die vordere Wand der Urethra. Gleichzeitig kontrahieren sich die Muskelfasern der Prostata und treiben das Absonderungsprodukt dieser Drüsengruppe in die Harnröhre. So kommen da die verschiedenen Sekrete zusammen, deren innige Durchmischung durch die Feinheit und die Kraft der Strahlen sowie ihr Zurückprallen an der vorderen Urethrawand gewährleistet wird, wobei sich die so verteilte Flüssigkeit mit dem aus vielen Öffnungen hervorgepressten Prostatasekret begegnet.

In so komplizierter Weise entsteht an dieser Stelle erst das Gemisch von Drüsensekreten, das wir als Sperma kennen.

Diese sinnvolle und zweckmäßige Anordnung der Dinge wird noch dadurch vervollkommnet, dass diesen Reflexen bei besunden Individuen immer eine (ebenfalls auf reflektorischem Wege entstandene) Erektion vorangeht, wobei auch der Samenhügel zum Anschwellen gebracht wird. Dadurch wird die schräg nach vorne verlaufende Richtung der Endstücke der Samenleiter noch verschärft, sodass die Durchmischung der Säfte noch inniger werden kann und der Strom auch noch mehr dorthin gelenkt wird, wo er weiterzugehen hat. Zu gleicher Zeit kommt durch diese Anschwellung nach hinten ein Abschluss zustande, der schließlich noch dadurch verstärkt wird, dass sich ein Teil der Prostatamuskulatur, der als eine Art Ringmuskelschicht um den obersten Teil der Harnröhre liegt, zusammen mit den anderen Prostatamuskelfasern kontrahiert. In dieser Weise ist ein Abfließen des in die Urethra gelangten Sperma zur Blase hin unmöglich gemacht. Die einzige, offen bleibende Richtung ist dem Ausgang zu. Außerdem wird ein Durchtreten des Harnes gleichzeitig mit dem Sperma verhindert. Solange die Erektion voll besteht, ist das Harnlassen infolge Mitschwellung des Samenhügeln vollkommen unmöglich.



Die Flüssigkeiten, die sich im Prostatateil der Urethra endgültig zum Sperma mischen, werden sofort nach außen geschleudert. Auch dies geschieht durch reine Reflexwirkung. Es ist somit unmöglich, die Ejakulation, sobald sie einmal in Gang gesetzt ist, durch psychische Einwirkung aufzuhalten. Sie geht vollkommen automatisch vor sich, wenn es hier auch die Muskeln vom willkürlichen, quergestreiften Typus sind (die sonst vollkommen dem Willen unterworfen sind), welche die Aktion besorgen. Der Reflex wird durch das Spritzen der Samenflüssigkeit gegen die Urethrawand ausgelöst - wodurch zu gleicher Zeit das Gefühl der höchsten Wolllust (sogar bei Samenentleerung im Schlaf) zustandekommt - und besteht in einer Reihe von kräftigen, rhythmischen Kontraktionen der die Peniswurzel umgebenden Muskelgruppe, einschließlich der Beckenbodenmuskulatur. Besonders ein die Harnröhrenzwiebel umgebender, gerade unter der Haut des Dammes gelegener Muskel, dessen Kontraktion denn auch deutlich vom aufgelegten Finger gefühlt werden können, tritt dabei in Tätigkeit. Er ist in der Abbildung VII schwarz gehalten und Nr. 14 bezeichnet.

Durch diese rhythmische Kontraktion wird das Sperma aus der äußeren Harnröhrenmündung mit einer Kraft hinausgeschleudert, die sich nach dem Abstand abschätzen lässt, den es frei ausgespritzt zurücklegen kann. Wenn dieser Abstand meistens auch mehr als 14 bis 20 cm beträgt, wird bisweilen doch auch über einen von 1 Meter berichtet.

Es ist wahrscheinlich, dass der Nachschub in die Urethra eintritt, während der erste Ejakulationsaustoß die erste Portion der in die Urethra gelangten Flüssigkeit hinausbefördert.  Wahrscheinlicher noch wird dieser Nachschub durch das Aufhören der Ejakulationskontraktion unterstützt, sodass auch hier wieder das Wechselspiel von Zusammenziehung und Erschlaffung des Muskels nicht nur als Presspumpe nach vorne, sondern auch als Saugpumpe nach hinten wirkt.

So wird das verfügbare Sperma in einigen Stößen ejakuliert; es folgen einige kleinere, mehr und mehr abflauende Zusammenziehungen, welche die noch im Urethrakanal verbleibenden Reste ohne viel Kraft entleeren, und der Reflex ist beendet. Bald verliert sich auch die Erektion - es sei denn, dass die Reize weitergehen, in welchem Fall sie bestehen bleiben kann. Ob bei einer Ejakulation die Samenampullen und Samenblasen völlig entleert werden, ist schwierig zu entscheiden.

Wo aber die Möglichkeit besteht, den Geschlechtsakt zu wiederholen, darf man wohl eine unvollständige Entleerung annehmen, wenn auch eingeräumt werden muss, dass die vermutlich sowohl während der Ejakulation selbst wie bei der nächsten Reizung wieder einsetzende, wellenartig fortschreitende Kontraktion der Samenleiter innerhalb kurzer Zeit den Nachschub von Spermien besorgen kann.

Vielleicht ist die vollständige oder unvollständige Entleerung auch an individuelle Eigentümlichkeiten gebunden. Dadurch lässt es sich erklären, weshalb der eine Mann den Coitus nur einmal vollziehen kann, während ihn der andere mehrmals innerhalb kurzer Zeit auszuüben vermag. Sicher ist, dass es dabei weniger auf den zeitlichen Nachschub des Hodenprodukts als auf eine verstärkte Tätigkeit der Drüsen, welche die Zusatzflüssigkeiten absondern, ankommt.

Die Pollutionen, denen besonders jugendliche Männer bei geschlechtlicher Enthaltsamkeit infolge der Ansammlung des Samens ausgesetzt sind, erfolgen etwa alle zwei bis drei Wochen, mitunter auch alle acht Tage, im späten Alter seltener.

Sie treten gewöhnlich nur im Schlaf auf, in der Regel bei erotischen Träumen, und die Ejakulation löst ausgesprochene Wolllust- und Befriedigungsgefühle aus. Der Zusammenhang zwischen den sich dabei in den Geschlechtsorganen abspielenden Vorgängen und den psychischen Prozessen kann in solchen Fällen ebenso gut sein, dass die Spannung der Samenampullen (und Samenblasen?) die Erektions- und Ejakulationsreflexe auslöst, und dass durch deren Ablauf der Traum entsteht, als dass diese Spannung Veranlassung zu psychischen Prozessen (Träumen) gibt, welche ihrerseits zur Ejakulation führen.

Jedenfalls sehen wir bei diesem während des Schlafes verlaufenden Vorgang die Wirkung des "Entspannungstriebes" in seiner schlagendsten, einfachsten, rein körperlichen Form, sodass man hier auch richtig von "Entleerungstrieb" sprechen dürfte.

In wie komplizieter Weise jedoch reagiert die Psyche im Wachen auf die Spannung der Samenampullen! Mag die Spannung  der Seele ja eine Folge der örtlichen Spannungen sein, der Entspannungstrieb ist sicher mehr noch auf die Lösung der erstgenannten als auf die Aufhebung der zweiten gerichtet, und ein reiner "Entleerungstrieb" besteht hier gewiss nicht mehr.

Welches Spiel von Reizung und Hemmung!

Besonders auch von Hemmung. Denn der Ejakulationsreflex, welcher von der Spannung der Samenampullen ausgeht und den unwillkürlichen Spermaerguss verursacht, kommt nie anders als im Schlaf zustande, was beweist, dass er im Wachen von der Großhirnrinde aus, durch die Einwirkung der Psyche also, gehemmt wird.

Derartige Hemmungen der Erektions- und Ejakulationsreflexe durch die höheren Zentren können sich noch unter manchen anderen Umständen zeigen, was viele Männer zu ihrem Nutzen, nicht weniger aber auch zu ihrem Schaden und zu ihrer Schande erfahren.


Noch einige Worte über das Sperma, worüber das Wichtigste bereits mitgeteilt wurde.

Der menschliche Samen wird in einer Menge von fünf bis zehn Kubikzentimetern, von denen jeder etwa 60 Millionen Spermien enthält, entleert. Bei rasch aufeinanderfolgenden Ejakulationen werden Quantität und Qualität geringer.

Das Sperma zeigt sich bei Luftzutritt anfangs als eine gallertige, kleine Klümpchen enthaltende Masse von weißlicher Farbe mit einem Stich ins Gebliche, von alkalischer Reaktion und von typischem Geruch, der sich bei Erwärmung (z.B. Waschen mit warmem Wasser) verstärkt. Sehr bald verschwinden die Klümpchen,  und das Sperma verflüssigt sich ganz, bleibt aber ausgesporchen fadenziehend. Beim Eintrocknen wird es erst klebrig, bildet dann auf Stoffen weiße, harte Flecken, die sich mit kaltem Wasser leichter, mit heißem schwerer auswaschen lassen.

Bei mikroskopischer Betrachtung sieht man im gesunden Sperma außer den vielen lebhaften beweglichen, normalen Spermien und den wenigen abnormalen (auch unreifen) Formen, zahlreiche andere Körperzellen und Gebilde verschiedener Art, die keine praktische Bedeutung haben.

Auffallend sind die sich bei Abkühlung oder Wasserverdunstung im Sperma bildenden Kristalle, welche fast die Länge einer Spermie haben. Trotz der mannigfachen Formen, in denen sie sich darbieten, bestehen diese Spermakristalle alle aus demselblen Stoff, und zwar aus einer Verbindung des Spermins.

Auch chemisch reine Sperminverbindungen könnenn noch in äußerst verdünnten Lösungen die bekannte Geruchsempfindung erwecken, was den bereits erwähnten Spermageruch des Atems nach dem Coitus bei gewissen Frauen leicht verständlich macht.

Dem Körper einverleibtes Spermin hebt den Stoffwechsel und übt im Allgemeinen eine belebende Wirkung aus. Das erklärt, bei der nachgewiesenen Spermaresorption, ohne Weiteres die tonisierende Wirkung des Coitus auf die Frau. Dabei ist sofort einzuräumen, dass diese Wirkung nicht einzig und allein dem Spermin zuzuschreiben ist, sondern wohl auch durch gleichartig wirkende Stoffe untersützt wird.

Die innere Sekretion der männlichen Geschlechtsdrüsen spielt gewiss eine wichtige Rolle, wie wir in Teil I bereits erwähnt haben. Beim erwachsenen Mann übt sie einen günstigen Einfluss auf die Körpersäfte, auf das psychische Vermögen und auf die Sexualgefühle, insbesondere auf den Annährungstrieb, aus. Im Gegensatz zu dem, was wir bei der Frau gesehen haben, verläuft die innere Sekretion der betreffenden Organe beim Mann gleichmäßig. Auch drückt sie nicht dermaßen dem ganzen Leben ihr Gepräge auf, wie bei der Frau.

Mit der äußeren, lässt ab einem gewissen Alter auch die innere Absonderung der Hoden allmählich nach. Das ist eine reine Teilerscheinung des allgemeinen Alters.

Das Altern dieser Drüsen ist aber wichtiger für das Ganze, als das mancher anderer Organe. Denn mit dem Nachlassen der inneren Hodensekretion fällt ihr günstiger Einfluss, ihre belebende Wirkung auf den Gesamtorganismus und auf die Funktionen anderer Organe aus, und so wirkt das Altern der Geschlechtsdrüsen stark fördernd auf das Altern des ganzen Körpers und manchmal auch auf das des Geistes. Es besteht also ein Teufelskreis, eine geschlossene Kette ungünstiger Wirkungen, deren bedeutendstes Glied wird bei der verminderten inneren Sekretion der Testikel zu sehen haben.

Die Versuche von Steinach haben gezeigt, dass die Unterbindung der Samenleiter durch Hebung der inneren Sekretion der Testikel das Altern nicht nur für eine Weile verzögert, sondern bestehende Alterserscheinungen in gewissem Maße wieder verschwinden lässt.

Und die Experimente von Voronoff, welcher die fehlende innere Absonderung der gealterten Menschenhoden durch die innere Sekretion überpflanzten Hodengewebes von Affen ersetzt, zeigten einen gleichartigen Erfolg.

Bis auf Weiteres erscheint es mir das Vernünftigste für den älter werdenden gesunden Mann, dem Altern seiner Geschlechtsdrüsen nach Möglichkeit vorzubeugen, indem er ihnen (dabei unterstellend, dass er sie immer sorgfältig vor Krankheit - Infektionen! - geschont hat) eine angemessene, d.h. für sein Alter nicht übertriebene, aber auch nicht zu geringe, regelmäßige Tätigkeit auferlegt.

Jedes Organ verkümmert durch eine zu geringe oder gar fehlende Tätigkeit. Weshalb sollten wir also nicht darauf hinweisen, dass die Inaktivität der Hoden ihr vorzeitiges Altern fördert und damit auf den ganzen Menschen einen ungünstigen, altmachendenn Einfluss ausübt, während sie (wie auch den ganzen Menschen) eine angemessene Beschäftigung dieser Organe möglichst jung hält.

Den Rat, den ehelichen Verkehr beim Älterwerden regelmäßig fortzusetzen (solange keine Krankheitszeichen den Arzt veranlassen müssen, davon abzuraten) nehme ich deshalb auf mich. Auch in dieser Hinsicht kann eine als Superehe aufgefasste Partnerschaft segensreich für Körper und Seele wirken.



Als PDF abspeichern - 14 Seiten

Weiter (Der Geschlechtsverkehr)


Beitrag hilfreich? Inwiefern?